Christoph Sanders, Thalheim
Bin über eine Zeitschrift namens „Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben“ gestolpert, innen auf Zeitungspapier gedruckt. Lag im großen Kaufland in Westerburg aus. In dem Magazin geht es um die konkreten Belange der Landwirtschaft, also um GELD. Es sind allerlei Kurse verzeichnet: Schweine, Rinder, Pommeskartoffeln, Eier, Nadel- und Laubholz. Wie an der Börse werden Marktprognosen erstellt, also z.B., welches Holz wohl eher nachgefragt werden wird (Fichten aus dem Siegen-Wittgensteiner Land). Dazu Saat- und Spritztipps und die Ankaufspreise der sechs oder sieben großen Molkereiunternehmen von Hochwald bis Campina.
Es wird nach Fett- und Eiweißgehalt bezahlt; 4,2% Fett muss die angekaufte Milch haben, es gibt zwischen 50 und 60 Cent pro Liter. Das Ironische dabei: es gelingt immer noch, dem Kunden „fettarme“ 1,5%-Milch zum gleichen Preis wie Vollmilch zu verkaufen – ein fast 1:1 verdünntes Produkt. Fand ich alles hochinteressant und einen ganzen Kosmos von Lifestyle-Publikumsmagneten wie „Landlust“ entfernt. Es wird völlig klar, welche Sorgen den Landwirt plagen – er geht Jahr für Jahr ins Risiko der Missernte, der Fehlkalkulation, der schwankenden Nachfrage. Am Ende entscheidet das Kassenband.
Der Beitrag „Führerschein als Luxusgut?“ auch sehr gut. Hier bei uns fängt die Jugend mit dem Mopedführerschein an, damit zwei Jahre später die Versicherungsprämie für das Auto nicht ganz so abartig ausfällt. Das politische Nullthema Busse und Bahnen auf dem Lande sorgt für eine Zwangsspirale, die meist in einem Verbrenner endet. Die erfolgreiche Unterdrückung von Abo- und Leasingkonzepten führerscheinfreier Autos (z.B. 45 km/h-Stromer), wie sie vor ein paar Jahren in Frankreich eingeführt wurden, treibt unsere Jugendlichen notgedrungen schnell zum eigenen PKW. Ich hatte mich damals sehr für diese Alternativmodelle interessiert, die dann aber urplötzlich von der Bildfläche verschwanden – angeblich gab es Probleme mit der „Zulassung“ in Allemagne, während die in France doch liefen … Ein 20jähriger im Ballungsraum kann solche elementaren Sorgen des Alltags relativ locker mit einer „Grünen Fahrkarte“ umgehen, sein Altersgenosse auf dem Land nicht. Soviel zur „Mobilität für alle“.

Der Wind heute auf West, der Vorfrühling ist nun eingeläutet – mal sehen, was morgen die Schneeglöckchen machen. Zum Abendbrot gab es Chicorrée mit etwas Fenchel, einer Tomate, Walnüssen und Feigensenfdressing, danach schaute ich mit unserer Teenie-Tochter einen riesigen Anatomieatlas an und mit dem Sohn später ein wenig Champions League (Stade Brest – PSG und Manchester City – Real).
