Christoph Sanders, Thalheim

In der Nacht leichte Schauer, milder Tagesbeginn. Sonntagsgefühle. Wenn der Reifenlärm von der Landstraße und die Flugbewegungen fortfallen, wirkt alles unglaublich friedlich. Nach der gestrigen Fahrt eine angenehme Müdigkeit und das typische Ziehen in den Beinen – Zeichen für eine gute Belastung. Inneres Sammeln für die morgige Abreise; es geht für zwei Wochen in die Ebene bei Bad Wilsnack … Pilgerweg und Wunderblut – wovon soll der Prignitzer sonst leben?

Montag, gegen acht, das Haus im tiefen Schlaf – Feriendividende. Nachts angenehm, kaum Mücken. Die Wilderdberen wachsen immer noch nach. Zu meiner Überraschung entdecke ich in dem von uns für verlassen gehaltenen Nest zwei ganz junge Tauben. Diskretes Brüten. Jetzt sitzen sie da Vis-à-vis. Ich höre den elterlichen Ruf beim Anflug – Vater und Mutter kehren kurz zur Fütterung ein. Nach dem Sencha Bohnenkaffee. Den bekam Barlach nur an Feiertagen (lese gerade Fühmanns „Das schlimme Jahr“). Mal sehen, was sich um Wilsnack kulturell finden lässt. Zumindest ein Fahrradbauer kann fest mit meinem Besuch rechnen. Inzwischen ist auch der Rest der Familie erwacht – und verspürt urplötzlich die Dringlichkeit einer Johannisbeerernte. Letzte Mikrometer auf dem Weg zur Abfahrt.
