Silke Galla, Prenzlauer Berg
Ich sitze im uckermärkischen Garten unter einem Apfelbaum. Vier Schafe leisten mir Gesellschaft oder ich ihnen. Gundermann wächst um mich herum. Ein Holunderbaum. Hinten auf der Weide stehen Rinder.
Schätze, ich passe hier gut ins Bild. Warum wieder rauskommen aus einem Schafgarten?
Die Gastgeber schenken mir Mirabellen. Im Gemüsegarten wachsen so viele Ringelblumen, dass sie schon ausgedünnt wurden.
Hier ist wenig Netz. So gerade reicht es zum Radiohören übers Handy. Top 100 Reggaesongs, was sonst im Garten hören?
Eigentlich könnte ich hier sitzen und liegen bleiben und in zehn Jahren erfahre ich, ob die Welt inzwischen untergegangen ist.
Einen Tag später: Ein Schaf hat mich in den Zeh gebissen. Jetzt chillen die in der Sonne.
Ich fahre ein paar Dörfer weiter Freunde besuchen. Einige sind ausgezogen, andere ein. Es wird weiter gebaut und an Autos geschraubt. Man wartet auf den Weltuntergang, der sicher kommt, es ist nur noch nicht klar, wann. Wir fahren ein Auto zur Probe Richtung Dorfladen, Blick über die Felder gen Polen, alles beim Alten und doch nicht. Der Kuchen, Käse-Mohn und Apfel, ist zuverlässig gut wie eh und je. Wir essen ihn an den Bierzelttischen auf dem Hof, die soliden Bänke und Tische wurden dieses Jahr nicht aufgebaut.
Später fahre ich wieder zurück zu den Schafen, Abstecher zum See, wo ich nochmal Leute treffe, die wir vorhin auf der Fahrt zum Dorfladen schon getroffen haben:
Ich: Ihr schon wieder! Sie: Du schon wieder!
Ich tauche im See ab. Für ein paar Minuten gehe ich selbst unter.

Nachdem ich mich wieder von den Schafen verabschiedet hatte, aß ich noch am Angermünder Marktplatz indisch zu Mittag und machte ein Foto von der Umgebung. Für Aufnahmen von uckermärkischen Weidetieren wären wohl deren Persönlichkeitsrechte zu wahren und das Einverständnis der Besitzer einzuholen – das scheint mir zu kompliziert.
Mein Osteopath meint, es wäre das Beste für mich, für immer im Bauwagen auf einer Schafswiese zu leben.
