Frank Schott, Leipzig
Der Donnerstag war ein sehr heißer Tag. Selbst die Enten, die sonst immer am Imbiss rumlungern und auf Krümel hoffen, hatten sich in den nahen Teich zurückgezogen.
Da es am frühen Morgen noch angenehm kühl war, schnürte ich die Laufschuhe. Zunächst ging es wieder durch den Wald, dann an den Nebenstraßen entlang. Die am Montag noch stoppeligen Felder waren umgegraben, die Bauern bereiten die Aussaat vor.
Was mich freute: die beiden Störche waren wieder da. Wir hatten im Ort zwei Nester entdeckt, eines dürfte ihr Zuhause sein. Die Rehe, die auf einer nahen Wiese nach Nahrung suchten, beäugten mich skeptisch und sprangen davon, als mich mit stampfenden Schritten und lauten Atemgeräuschen näherte.

Nach dem Frühstück schlug ich vor, Fahrräder auszuleihen und die Umgebung zu erkunden, aber der Familie war es dafür zu heiß. Sie wollten lieber kleine Spaziergänge machen oder die Hitze in der kühlen Ferienwohnung aussitzen.
Ich fuhr alleine. Zuerst nach Malchow, von dort weiter nach Lenz. Spontan umrundete ich auch noch den Plauer See. Ich hatte kein Proviant und nichts zu trinken dabei, also erntete ich Brombeeren, die in Hülle und Fülle am Wegesrand wuchsen.
Als Fremder muss man großes Vertrauen in die Navigationssoftware haben, die einen durchs unbekannte Gebiet lotst. Die Waldwege waren teilweise unbefestigt, dafür bekommt man dann die Natur in ihrer ganzen Fülle: Schmetterlinge, Vögel – und Mücken. Immer wieder tauchten kleine Ortschaften mit Villen direkt am Ufer auf.

An den Plauer Zeltplätzen vorbei ging es über die Elde auf der anderen Seite des Sees zurück. Das Wasser rund um die Stadt war fest in der Hand von Sportbooten aller Größen und Bauarten. Hausboote tuckerten gemächlich auf die Eldebrücke zu.
Der Rückweg führte stellenweise direkt an den Bundesstraßen entlang. Glücklicherweise gab es gut ausgebaute Radwege, so dass ich nicht gezwungen war, die dicht befahrenen Straßen zu nutzen. Aus der Ferne grüßten keine Kirchtürme, sondern Winräder, unsere Kathedralen des Fortschritts. Immerhin drehten sich die meisten, auch wenn an einem sonnigen Tag wie diesem der überschüssige Strom sicher wieder ins Ausland verschenkt wird. Der Mais stand üppig auf den Feldern.

Nach knapp vier Stunden war ich zurück in Göhren-Lebbin. Ein schöner Ausflug, auch wenn ein paar Grad weniger nett gewesen wären – die drei Radler, die ich nebenbei auf Campingplätzen getrunken hatte, waren sofort wieder ausgeschwitzt. Ich konnte es kaum erwarten, mich unter die Dusche zu stellen.
