Wunderbarer Morgenhimmel, leicht frisch, aber alles mit deutlichem Frühlingsdrall. Die Birken bereiten sich gerade vor. Eine letzte lilane Hyazinthe auf ihrem Weg zur Sonne, die Tulpen in den Startlöchern der Supermarktkassen. Papier sortiert, Briefe in den P-Korb.
Nochmal Bruckners Vierte, Jochum, die Dresdner: Mehr Akzente auf Holzbläser und Streicher, Kontraste, die Hörner diskreter. Dabei der Gedanke an die riesigen Donaubögen bis Persenbeug und Ybbs. In Linz standen dann die Hermann-Göring-Reichswerke, später VÖEST, nun Voestalpine. Von dort kamen die zugespielten Fabriksounds für Klaus Schulzes Stahlwerksinfonie im Bruckner-Haus, die ich als Schüler1980 im Fernsehen gesehen habe.
Ganz schlapp auf dem blauen Rad ohne Schutzbleche, vermutlich einer der vielen Infekte als U-Boot (und Folge der Jahre, die man mitschleppt). Also nur die Minimalstrecke. Sonnig, frisch. Was für ein Himmel!

Höre ein sehr langes Gespräch mit einem Landwirt und Hofbesitzer aus dem Weserbergland – ein interessanter Verfechter seiner Zunft. Das pikante Detail der aus der Ukraine importierten Eier, die zwei Drittel unseres Supermarktangebots ausmachen, komisch, dass Cem nie davon erzählt hat. Die Herkunftskennzeichnung der wichtige Punkt, auch wenn am Kassenband meist der Preis entscheidend ist – du kannst immer mit der Armut, der Dummheit, der Verführbarkeit der Endverbraucher rechnen. Seine Ausführungen zur Behandlung und Stellung der Landwirte decken sich mit dem, was mein Agro-Behörden-Bruder sagt. Die Entfremdung von der bäuerlichen Arbeit seit der Industrialisierung ein Thema, nur hat sich jetzt noch eine Verklärung des „Landlebens“ darüber geschoben. (All die schönen Bilder auf den Ramabüchsen und Milchtüten.) Ein Paradox, das kaum zu lösen ist, zu viel hängt daran, es aufrechtzuerhalten, gerade von Seiten der der Großkunden mit ihren Regionalprodukten und der computerimitierten Kreiseschrift auf simulierten Holztafeln. Die Wut des Weserberglandbauern über Trittbrettfahrer, die vieles zugunsten der Ideologie verworfen haben, denen oft Grundlagenwissen fehlt, das du aber eben brauchst, um die Welt zu retten.
18h40 ist Merkur-Time!
Sichtung fällt aus – eine graue Wolkenwand hat sich vorgeschoben und verdichtet. Kleines Abendbrot. Der große Teenie noch nicht ganz fit, ansonsten sorglos.
