Christoph Sanders, Thalheim

Tagesstart mit Beethovens 5. Klavierkonzert – Bernstein und Serkin. Ruhetag nach dem Ausflug in die üppig grünende Rheinebene. Es duftete nach Wildrose, Jasmin und Flieder. Ich freute mich über die vielen Kinder, die schlingernd ihre bunten, neuen Räder ausfuhren. Am Flussufer Partymeilen. Während ich in Beuel an der Schlange vorm „Bikini Beach“ vorbeischlängelte, wummere Techno durch meinen Bauch. Ein Dutzend Beinahekollisionen mit Feierfreudigen.

Hinter Bonn dann Richtung Porz. Eine 20 km lange Folge sauberer Siedlungen westdeutscher Machart. Habe starke Sossenheim-Vibes. Vor dem Portal der großflächigen Einrichtung für psychisch Kranke treffe ich einen Schulfreund, der früher ein geweihter Mönch war. Nachdem er das Kloster verließ, bekam er von der Kirche eine journalistische Ausbildung und arbeitet seit zwanzig Jahren beim Domradio des Erzbischofs. Er wurde sehr spät Vater und hat einen jetzt achtjährigen Sohn. Seine Frau ist Gestalttherapeutin. Ich hoffe, auf ein Wiedersehen – unsere zwei Stunden waren einfach zu kurz.

Fährt man mit dem Rad durch dieses Land der Vororte, versteht man die allseitige Lähmung. Viele sind mit Bezahlung und Verteidigung ihres privaten Eigentums befasst. Ein immenser Beharrungssockel, den man gar nicht richtig beschreiben kann. Anders der Typ auf dem Balkon über dem Pfandhaus in Porz Central – der war bereits aus allem raus und sah dann auch genau so aus.

Der Rückweg unter praller Sonne, ich bekomme (vermutlich vom Ozon) zeitweise Kopfschmerzen. In Neuwied eine Boulette mit Senf gegessen (Senf hilft!) und weiter unter den Maiheimkehrern in den Westerwald. Erschöpft gegen 21:30 Uhr zuhause eingetrudelt – das Dorf lag stille.

Heute Regeneration und kleine Einkäufe für die junge Schar. Der Rasenmäher als Ausgleichssport für meine Sohn, dem Lamine Jamal von Thalheim. Immer noch sonnig, aber etwas diesiger als gestern. Südostströmung direkt aus der Puszta. Abends die nächste 20-km-Autofahrt für einen Geburtstag. Das Landleben 2025.
