Christoph Sanders, Thalheim
Von Dienstag auf Mittwoch Venus und Jupiter auf einer Senkrechten – um drei am nachtdunklen Horizont erheblich besser auszumachen als am zartblauen Morgenhimmel. Ich glaube, dass in der Bibliothek von Alexandria bereits ein Großteil des astronomischen Wissens versammelt war – so zum Beispiel die Erkenntnis, dass es sich bei Planeten um Kugeln handelt, die sich um Sonnen bewegen. Das geriet dann für einige Jahrhunderte in Vergessenheit. Die Idee, Sternenkonstellationen wären mit unseren Individualschicksalen verknüpft, kann nur einer haben, der die wahren Größenverhältnisse komplett verkennt. Schön ist, wie das Unbegreifliche, Unbekannte die Phantasie anregt und Mythen erzeugt. Castor und Pollux.

Um 8:30 Uhr im SWR eine gute Sendung aus der Reihe „Wissen. Nachgefragt“. Die Themen: Mikroplastik in Gewässern und unseren Körpern; die verschärften Tabakverbote in GB und Frankreich; der Kokainkonsum und -handel, unsere davon überforderten Kommunen. Erfurt spielt seit den Neunzigern eine bedeutende Rolle im Netzwerk der Mafiaorganisation ’Ndrangheta und ist eine große Drehscheibe für Geldwäsche und Koks. Der Deutsche Städte- und Gemeindetag hat das Thema immer noch nicht auf dem Schirm, dabei wird lange schon bis ins kleinste Dorf geliefert. Dass die Umwelt zunehmend von Mikroplastik durchsetzt ist, ist auch bei meinen Töchtern ein Thema – sie machen sich zurecht Sorgen um die eigene Gesundheit.

Schwül-heiß mit ein wenig Wind; zwei Wäscheladungen rapidissimo trocken. Rundum sind die Fenster beschattet, der Sonnenschirm ist aufgespannt. Die Hasen strecken sich in ihrer ganzen Länge aus. Die Jüngste überrascht uns mit einem sehr schönen Familienporträt – eine Filzstiftarbeit auf Papier. Der Mannheimer Freund hat sturmfrei und Zeit – wir planen spontan für Donnerstag und Freitag eine Tour. Spannend, wo dann die Wetterfront verlaufen wird – der Taunus ist die große Scheide, südlich beginnt das Klimakatastrophengebiet.
Das Radio meldet, dass in Frankreich wegen einer Qualleninvasion ein Atomkraftwerk abgeschaltet werden musste. Das Unbehagen über den Zustand der Deutschen Autobahnen wächst: Da die alten 20 Zentimeter dicken Betonprofile nicht mehr ausreichend der Hitze widerstehen, müssen jetzt 30 Zentimeter her, für den Asphalt werden polymere Beimischungen geprüft. Räder müssen rollen – meins auch.
