Helko Reschitzki, Moabit
Nach dem Mittag kurz zum Zeiss-Großplanetarium am Thälmann-Park. Wollte herausfinden, ob ich dieser Tage von dort den Merkur bekieken kann. Wusste keiner. Werde mich durchfragen. Der Himmel heute aber auch ohne Teleskop schwer beeindruckend. Zunächst trocken, am Nachmittag dann sehr feiner Regen. Aus dem Trödel in der Senefelder „Briefe aus den Wäldern Kanadas“ von Botanikerin Catharine Parr Traill mitgenommen, geschrieben 1832-1835. Schlug irgendeine Seite auf und las dort (wie meist in solcherart Büchern) sofort etwas über einen schweren Infekt – das zu der Zeit natürlich viel bedrohlicher als heute. Für mich dabei die Heilmittel und das Verhalten der Kranken und deren Umfeld interessant – aus der Prä-Antibiotika- für die Post-Antibiotika-Zeit lernen (und fürs Heute – gibt ja auch noch Viren, und krankmachenden Bakterien kann man oft ohne Pharmaprodukt beikommen. Doch, doch.)

Auf dem Rückweg Schlenker in den Brüsseler Kiez in Wedding, wo ich aus einem der letzten Secondhand-CD-Läden schnell Straussens „Eine Alpensinfonie“ holen wollte. Ich war fast schon raus, als ich eine 1-Euro-Kiste voller Schätze entdecke – Feldaufnahmen aus Louisiana (1934-42), Armenisches aus dem Mittelalter, Gesänge der Melkiten, byzantinische Nonnen. Mit den Jahrhunderten verbinden.
Zuhause eine E-Mail: Ich mach Mitte März bei einer Ausstellung in Schöneberg mit, gute Galerie, bislang kein persönlicher Kontakt, ist Mailart, also schickte ich denen einfach ne bemalte Postkarte mit ein paar Zeilen plus Unterschrift. Daraufhin haben die mich im Internet gesucht, aber nüscht gefunden, außer eine mir kaum erinnerliche Gruppenausstellung. Über deren Galeristen bekamen sie Kontakt zu einem befreundeten Zeitschriftenredakteur, der ihnen dann meine Mailadresse gab. An diese schrieben sie nun, dass sie an meiner „subversiven Haltung gegenüber dem Verwertungsdruck aus dem Kunstmarkt“ interessiert seien. Nur weil du nicht im www. zu finden bist, biste subversiv – so einfach geht das heutzutage.
