Helko Reschitzki, Moabit

Über die Presse sowie institutionelle und behördliche Mitteilungen bekomme ich im Laufe des Dientags mit, dass Tief Ziros den Abend zuvor mit teils orkanartigen Böen durch die Stadt fegte, dabei an einigen Orten Windstärke 11 erreichte, es infolgedessen mindestens eine Tote und drei Schwerverletzte gab, die Berliner Feuerwehr den „Ausnahmezustand Wetter“ ausrief und hunderte Male im Einsatz war. Ein Tischtennismitspieler berichtet, dass er in Charlottenburg vom Sturm vollkommen überrascht wurde, sich aber gerade noch so mit seinem Fahrrad in Sicherheit bringen konnte. Vom Unterschlupf aus beobachtete er dann, wie ein Baum auf parkende Autos kracht. Auf meinen Wegen in Moabit, Nikolassee und Wilmersdorf sehe ich am Dienstag große Pfützen (aber keine Überschwemmungen) und ein paar verwehte Zweige, am nördlichen Ufer des Schlachtensees dickere abgerissene Äste und einen komplett umgeknickten Baum.

Das Wetter diese Woche bislang insgesamt sehr wechselhaft mit heftigen Temperaturschwankungen. Am Mittwochmorgen starker Regen, so dass ich mich mitsamt Schirm und großem Müllbeutel auf den Weg zum See mache. Während ich schwimme, kommt meine Kleidung in den Plastiksack – das hat sich seit Jahren bewährt. Die Wasservögel ohne jegliche Schutzmaßnahmen: eine Stockente, die direkt über meinem Kopf langknattert, dito ein Reiher (der wesentlich leiser), dazu zickzackende Schwalben. Die Haubentaucherjungen sind von Tag zu Tag länger unter Wasser, mittlerweile mit Strecken um die sechs, sieben Meter. Perfekter (inhäusiger) Soundtrack zu alledem: Roedelius mit seinen verhuschten Heimaufnahmen aus den Siebzigern, die Titel tragen wie: „Frisch auf“, „Zu Fuß“, „Unterwegs“, „Langmarschieren“, „Weg“, „Veilchenwurzeln“ oder „Halmharfe“.

