Maria Leonhard, Spornitz

Der Blick in die Sonne schmerzt. Lang schon ist der warme gelbe Glanz, an den ich mich noch aus meinen Kindertagen erinnere, verschwunden. Dafür sind irgendwann die Streifen dazugekommen, die auch jetzt das Himmelsblau durchziehen. Ich bin auf dem Weg zum Türnentalsee. Die Wanderung wurde mir von Einheimischen empfohlen. Ein abgemähtes Maisfeld ermöglicht einen weiten Blick. Mir fällt auf, dass der Himmel inzwischen geteilt ist – hinter mir sehe ich die Streifen und vor mir Schäfchenwolken. Was passiert da?

Auf einer Bank unter einer Linde genieße ich die Wärme und Ruhe. Der weitere Weg geht bergab über Wiesen und Felder. Dann erreiche ich den See. Eigentümer und Bewirtschafter ist der Angelsportverein Dornhan-Fürnsal, der ihn zu einem schönen Ausflugsziel gemacht hat. Eine kleine, sehr einladende Holzhütte ist das Vereinsheim. Wer weiß, wie viel Anglerlatein dort schon zum Besten gegeben wurde.

Ich setze mich dicht ans Wasser in die Sonne, beobachte Libellen und erfreue mich an den Seerosen. Unter der Oberfläche sind ganz deutlich Fische zu erkennen. Ab und zu springt ein Karpfen oder eine Forelle hoch, um herumschwirrende Insekten zu fangen.

Zeit und Muße zum Lesen. Stifters „Bunte Steine“ versetzt mich in eine andere Zeit und an einen anderen Ort. Dann reißt mich ein lautes Platschen wieder an den Weiher zurück. Ich sehe gerade noch, wie ein riesiger Fisch in der Tiefe des Sees verschwindet. Der Gedanke an das Ungeheuer von Loch Ness wirbelt mir durch den Kopf. Kurz überlege ich, vom Uferrand zurückzutreten. Dann muss ich über mich selbst lachen: Maria, Du und Deine Phantasie!

Zeit, zurückzugehen. Nun führt der Rundweg bergauf. Ich kann mich nicht sattsehen an der bezaubernden Landschaft, die hinter jeder Biegung anders aussieht. Ich entdecke am Himmel ein lärmendes Flugzeug. Es hinterlässt keinen Streifen.

Inzwischen spüre ich die Anstrengung des Aufstiegs in meinen Beinen. Als Mecklenburger bin ich das nicht gewöhnt. Von ganz oben blicke ich ins Tal. Ein herrlicher Anblick. Freude über das Erreichte und Erlebte erfüllt mich. Es ist schön in den Bergen.

