Zlatomir Popovic, Moabit
Mein alter griechischer Freund Manolis hat auf seinem Balkon einen kleinen Apfelbaum in einen Topf gesetzt und ihn fünf Jahre lang gepflegt. Nun zeigen sich die ersten Früchte. Es sind sechs Stück. Wenn sie reif sind, will er seinen Freunden je einen Apfel schenken. Stolz hat er uns das Bild des fruchttragenden Baumes gemailt.

Darauf bekam er von mir die Antwort: Wenn man in Geschäften Äpfel kauft, sind sie nur so viel wert, wie man bezahlt und wie sie einem schmecken. Doch wenn man sich um einen Baum kümmert, mit der Knospe beginnend, und dann eines Tages ernten kann, ändert sich der Wert der Früchte. Man misst sie nicht in Geld, sondern in der Zeit, die man zusammen mit dem Bäumchen verbracht hat, in der Liebe, die ihm geschenkt wurde, der Freude über sein Wachsen. Diese Äpfel tragen all die Hoffnungen, dass der Baum gut gedeiht, das Glück, dass man auf dem Weg hatte, die Belohnung der Mühen. Der Apfel wird zu etwas Lebendigem, fast zu einem Freund.
Ich erinnere mich: In meiner Kindheit sagten wir, wenn im Frühling die ersten Früchte aus dem Garten zu Tisch getragen wurden: „Na zivot i zdravlje!“
Das Wohl auf das Leben und die Gesundheit kauft man nicht in einem Warenhaus. Da gibt es nichts Persönliches.
