Frank Schott, Leipzig

Ein Wochenende in Quedlinburg. Wie uns der einheimische Führer auf dem Kirchturm verriet, hat nur die Wende und 1994 der Status als UNESCO-Weltkulturerbe das mittelalterliche Städtchen gerettet. Die Bausubstanz war marode, Plattenbauten zu errichten, hätte die DDR weniger gekostet als die Sanierung. Aber so verliebten sich Westdeutsche in die Stadt und brachten Geld mit.
Übrigens: Nicht nur wegen der Fachwerkhäuser, der Kirchen, dem Schloss und dem Domschatz ist Quedlinburg berühmt, sondern auch für die Herstellung von Saatgut. Im 18. und 19. Jahrhundert verdiente man soviel Geld mit den Samen von Futter- und Zuckerrüben, dass einer der Firmeninhaber seinen Angestellten um 1900 eine eigene Kirche und sogar eine Rentenversicherung spendiert habe, erzählte der alte Quedlinburger. Inzwischen sei die Kirche aber entweiht und ihr imposanter Kronleuchter hänge jetzt hier in der Marktkirche. Auf dem Dachboden zeigte er uns stolz die Aufhängung. Wir sahen dann später auch noch die Häuser, die besagter Saatgutfabrikant ebenso für seine Arbeiter bauen ließ: Geräumig und mit Wasserleitungen, drumherum große Grünflächen.

Ansonsten: Enge Straßen, viel Fachwerk, einzelne Blumentöpfe mit Frühblühern und am Lauf der Bode Winterlinge, Krokusse und die ersten Spitzen vom Bärlauch.
