Helko Reschitzki, Moabit
Nach dem Mittag Richtung Schinkel Pavillion zu Sigmar Polkes „Der heimische Waldboden. Höhere Wesen befahlen: Polke zeigen!“ Strahlende Sonne bei leichten Plusgraden, viele Piepel unterwegs, fast schon goethesche Osterspaziergangsvibes. Tadschikische Botschaft, Kleiner Tiergarten, Spree, Bellevue, Großer Tiergarten, Glockenturm, Sowjetisches Ehrenmal, Reichstag, Brandenburger Tor, abgesperrte Russische Botschaft, Humboldt-Uni, Bebel-Platz … da. Die Ausstellung grafisch und inhaltlich nicht dolle, typischer 70er-Jahre-Humor – wenn man wie Polke schnelle Pointen raushaut, macht man Bilder/Bildtitel und Aktionen für die jeweilige Gegenwart, sowas altert schnell. Am aufregendsten noch die leicht abgeplatzte Tapete im Treppenhaus sowie der knallrote Toilettenflur der Galerie – ich kam mir fast wie in „Twin Peaks“ vor (R.I.P. by the way).

Wesentlich besser dann Rohini Devashers „Borrowed light“ im Palais Populaire gleich nebenan – eine Art künstlerische Meditation über Planeten, Dunkelphänomene, Licht, Wahrnehmung, Socrates‘ zwei Sonnen, die Orte der Jetztzeit und wie diese mal aussahen – man sollte ja eigentlich immer, wenn man eine unbekannte Stadt oder ein unbekanntes Dorf betritt, zuallererst einen Einheimischen fragen, wo denn hier früher die Pferdetränken waren.
Auf dem inzwischen arg geschrumpften Flohmarkt am Kupfergraben ein schöner Bücherfund: Carl von Linnés „Lappländische Reise“ (Leipziger Reclamausgabe) – Aufzeichnungen der sechsmonatigen Expedition im Jahr 1732 mit sehr detaillierten Beschreibungen der Einheimischen, deren Kleidung, Behausungen, Werkzeuge, Waffen und Gebräuche, der Pflanzen, Tiere, Mineralien und Landschaften, inklusiver kleiner Skizzen zur Erläuterung. Da bin ich Zielgruppe.

