Christoph Sanders, Thalheim

Ein leicher Regen kündigt neues Wetter an – ich hätte gestern mehr mähen sollen. An Erdbeeren herrscht weiterhin kein Mangel, auch für die Hasen findet sich reichlich Klee. Wegen einer verdammt festgerosteten Schraube stockt die Reparatur des Antriebsriemens. Also sortiere ich weitere CDs und Bücher aus. Mein Sohn ist erpicht auf etwas Geld und scannt mit der Momox-App die Strichcodes. Die Erträge aber absolut ernüchternd – und in keinerlei Zusammenhang mit dem Inhalt der Bücher. Lese gerade Tendrjakows „Der Fund“ – toll gesetzt und auch sehr gut geschrieben, schnoddrig, knapp. Für Sowjetzeiten scharf und listig. DAS sollten unsere Kriegsstrategen mal zur Hand nehmen, bevor sie vom Widerstand gegen Putin und dergleichen schwadronieren. Es dürfte hierzulande noch genügend Zeitzeugen aus Reihen der in der DDR stationierten Russentruppen geben – man sollte sie in die Wehrdienstdebattierzirkel einladen.

Pünktlich holen die Müllwerker die Gelben Säcke ab. Das Plastik wird in ungefähr fünfzehn Kilometern Entfernung in einer großen Halle verwertet, in der die Firma Bellersheim riesige Laufbänder und Sortieranlagen betreibt, die man zwischen Boden und Ötzingen bis auf die Straße hin riechen kann. Im Radio sprach ein Entwicker über die Herstellung der mit Esterkomponenten versehenen Kunststoffe, die viel leichter zu spalten seien als Polyethylen oder PVC. Dank des flächendeckenden Recycling- und Verbrennungssystems verwertet Deutschland seinen Müll effizienter als viele Non-EU-Länder.

Der Abend mild und schwül. Mit dem Sohn mit je einer Dose Bier die verhängnisvolle Partie gegen Portugal angeschaut. Ohne Not sehr ungeschickte Einwechlsungen – in eine Mannschaft, die sich gerade gefunden hatte. Dann ein Kreisligapatzer, ausgerechnet gegen Ronaldo, dem ich aber das Tor gönne. Vertragspokerer Sané spielt auf einmal wie ausgetauscht. Ich mag den neuen Mittelstürmer, man braucht allerdings auch einen Kaltz dafür, ein Kimmich reicht nicht.
Ein ruhiger Tag.
