Maria Leonhard, Spornitz
Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so traurig macht. Seit Pico, ein Kleiner Münsterländer und angehender Jagdhund, zu uns gehört, ist hier nichts mehr sicher.
Und nun das!

Vor einigen Tagen habe ich in Brieselang die Buchlesung bei meiner Freundin Anne besucht. Es war ein schöner Abend. Am Ende haben wir alle zusammen getanzt. Beim gemeinsamen Frühstück sah ich auf ihrem Balkon eine circa 1 Meter hohe Pflanze, die einen kleinen Stamm und zwei lange Zweige hatte. Hübsch! Wir wussten beide nicht genau, was das für ein Bäumchen ist. Meine Botanik-App verriet uns, dass es sich um eine Ulme handelt. Anne erzählte, dass sie den Sprössling vor einem Jahr auf der Müllhalde gefunden hat. Naturverbunden, wie sie ist, war es für sie selbstverständlich, ihn zu retten und zu pflegen. Weil er aber in der Zwischenzeit so groß geworden war, hatte sie Bedenken, ihn ein zweites Mal vor dem Frost schützen zu können. Könntest Du ihn nicht irgendwo bei Euch verpflanzen, bat sie mich. Ich nahm den Baum mit.

Der Sprössling stand nun schon eine Weile bei uns – ich hatte es noch nicht geschafft, eine schöne Stelle für ihn zu finden. Laut App braucht er einen sonnigen bis halbschattigen, trockenen bis feuchten Standort mit nährstoffreichem und kalkhaltigen Boden. Wäre eigentlich nicht schwer zu finden gewesen, hätten nicht andere Aufgaben Priorität gehabt.
Und von einem Moment auf den anderen steht die Ulme mit abgeknickten Zweigen und angeknabberter Rinde da.
Pico!!!
Unser junger Jagdhund hat ihn zerstört! Mir traten die Tränen in die Augen. Auch mein Mann war sichtlich betroffen und hat deswegen seinen Nachmittagstermin abgesagt. Anne wird der Anblick ebenso schmerzen. Wir wollten den Baum gemeinsam im Wald besuchen.

In der Hoffnung auf den starken Überlebensdrang aller Lebewesen, haben wir die kleine Ulme jetzt an eine hoffentlich passende Stelle gepflanzt. In den nächsten Tagen versorge ich sie mit Wasser.

Möge das Bäumchen weiterleben und neu austreiben.
