Frank Schott, Leipzig
Zu joggen ist dieser Tage gar nicht so einfach. Der Sommer ist endlich eingekehrt und die Sonne drückt von morgens bis abends. Die Straßen Leipzigs sind voller Staus, welche mich zum Trippeln, Stop & Go oder Slalom zwingen. Über die Wege außerhalb des Waldes wabert der Staub. Trotzdem versuche ich mindestens zweimal die Woche meine Standardstrecke zu laufen.
Durch die genannten Einschränkungen misst die App für die gleiche Strecke interessanterweise immer andere Werte, die zwischen 8,31 und 8,51 km liegen. Deutlicher sind die Unterschiede in den Zeiten. Hier spielen nicht nur die Slaloms, sondern auch die Tagesform eine Rolle. Und nicht zu vergessen die Fotostopps, wenn es etwas zu dokumentieren gibt. Daher schwanken meine Laufzeiten aktuell zwischen 43 und 48 Minuten.

Am Sonntagmorgen bringe ich als erstes meine Eltern zum Zug nach Schwerin. Um diese Zeit ist der Bahnhof genauso menschenleer wie es das Parkhaus und die Straßen sind. Auf dem Rückweg hole ich Brötchen vom Bäcker. Vor mir steht mein typischer Lieblingskunde. Mein Lieblingskunde hat alle Zeit der Welt, sich das Sortiment zu betrachten, bevor an die Reihe kommt. Deswegen wartet er damit auch immer, bis er tatsächlich an der Reihe ist. Erst dann liest er sich durch, welche Arten von Brötchen es gibt und was er nun nehmen wird: „Äh, nein, doch nicht. Oder doch, aber nur eins. Nein, machen Sie lieber zwei draus.“. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich ein eher strukturierter und gleichzeitig ungeduldiger Mensch bin?
Nach dem Frühstück schnüre ich die Laufschuhe. Viele Eltern sind mit ihren Kindern unterwegs, denn an der Pferderennbahn ist seit Samstag eine Crosslauf-Strecke mit Rutschen, Hindernissen und Wasserbecken aufgebaut. Am Samstag gab es den Frauenlauf (nun gut, die meisten sind von Hindernis zu Hindernis geschlendert), heute folgt offenbar ein Kinder- oder Familienlauf.

Interessant ist, wie sich in den vergangenen Wochen die Flora verändert hat. Alle Bäume und auch die Heckenrosen sind verblüht. Der neue Löwenzahnjahrgang steht erst in den Startlöchern. Die Brombeersträucher haben die Blütenblätter verloren. Dafür leuchtet jetzt blasslila die Gemeine Wegwarte, auch Zichorie genannt.
Ich bin diesmal nach 45:18 Minuten zurück – ein guter Durchschnitt angesichts dessen, dass es bereits wieder 25 Grad im Schatten sind.
