Christoph Sanders, Thalheim

Gut zurück vom Maastricht 200, dem Auftaktbrevet der Saison. Bin reichlich platt - der Unterschied von bummeligen zu sportlichen 200 Kilometern. Ein unerklärter Wettkampf zwischen einer Gruppe junger Holländer und junger Flamen. Die Holländer hatten die Nase vorn. Start und Ziel in Maastricht, über Zuid-Limburg Richtung Kerkrade, an der Grenze entlang der Wurm nach Geilenkirchen. Wendepunkt in Venlo. Dann längs der Maas gegen den Wind nach Maaseik und schließlich an endlosen Kanälen zurück zum Ausgangspunkt.

Holland? Abseits gewisser grüner Nischen ein ziemlich ödes Land. Dazwischen kleine, alte Städte, manchmal ein schöner Kirchturm. Agrobusiness auf den Feldern: Champignons, Erdbeeren und andere Unterglaspflanzungen, die große Tanks und Silos erfordern. Der Geruch von Schweinezucht. Zwischen den Überlaufpoldern der Maas und diversen Kieswerken hat sich eine kleine Einkaufsstadt angesiedelt, die sich euphemistisch Maasmechelen Village nennt. Ein potemkinsches Musterdorf von einigen hundert Metern Länge, gebaut aus Fertigteilen, vermietet an Markenartikler. Man kommt nicht per Fahrrad hin, so blieb mir der nähere Anblick erspart. Die Altstadt von Maastricht dagegen wie Champagner: Pflasterstein, Sandstein, Backstein, Radfahrer, Fußgänger, bunt, wuselig, jung. Deutschlands westlicher Rand seit Jahren unverändert: die mühsam konvertierten Kohlebergbaustädtchen, in denen auffallend viele auf den Bus warteten, die suburbaniserten Dörfer. Lebende Ruinen.

Rennrad duschen, Wäsche trocknen, in den blauen Himmel sehen, wo Kraniche rufen.
