Christoph Sanders, Thalheim
Hochwetterlage mit Ostbrise, konstant und stabil. Wundervoll leicht schweben Schwalben über den Bäumen, die lauten Mehlschwalben und die leisen Rauchschwalben. Bei Tiefdruck sieht man erst, wie geschickt diese Wesen über den Ähren manövrieren. Die Gerste duftet vernehmlich. Mein Infekt scheint nun endgültig durch zu sein: der Kopf ist klar, die Beine schmerzen nicht mehr so komisch.

Schaue episodenweise das absolute Meisterwerk „Lucky Luciano“ mit dem fantastischen Gian Maria Volonté. Der Übergang von den Schreibtischen, Hinterzimmern und Rennbahnen zu den Docks und schmuddligen Mordakten, die streckenweise disputhaften Dialoge – das hat mich schon damals als Vor-Abiturient komplett gefesselt. 1936 wird Lucky zu fünfzig Jahren Knast verurteilt – die belastenden Aussagen kommen vor allem von Sexarbeiterinnen auf Entzug. Da er der Regierung während des Krieges hilft, Sabotageakte an den New Yorker Hafenanlagen zu verhindern (wofür man den Mob braucht), wird er 1946 begnadigt und nach Italien deportiert; er darf die USA nie wieder betreten. Luciano erkennt das Potential des globalen Verbrechens und macht Neapel zur Drehscheibe des weltweiten Heroinhandels. Vor diesem Hintergrund ist es umso interessanter, was Lorenzen in „Alles andere als ein Held“ über Marseilles schreibt.

Radmontage, Rasenmähen, Büsche stutzen. Zahllose Wäschen. Was würden meine Girls nur machen, wenn sie nicht täglich ein neues Outfit auftrögen? Den rotgebrannten Sohn, der vom Training für das Bürgerturnier kommt, mit einer Carbonara alla casa befüllen. Die mählich sinkende Sonne bewundern und etwas zu lesen holen.
