Christoph Sanders, Thalheim
Nach dem südlichen Ausflug, der mich wie immer an das Licht der Südstaaten erinnerte, jetzt den kühlen Heimfrühling genießen. Alles läuft in Zeitlupe ab. Die Tulpen stehen auch nach den zwei Wochen noch in Blüte. Als Überraschung hat sich, nachdem sie im Herbst völlig verschwunden schien, die transplantierte Pfingstrose zu neuer Größe entwickelt. Kein Frost – das wird ein gutes Jahr fürs Obst.

Habe während der Gartenarbeits- und Fahrradferien ein Buch von Giono geschmökert, das auf fünfhundert Seiten die Geschicke des Husaren-Carbonaros Angelo schildert, der nach einem Duell durch die choleraverseuchte Provence zieht, um weitere Anweisungen und Geld zu erhalten. Anfang der 1830er Jahre breitet sich, vermutlich von Marseille, die Epidemie über Frankreich aus. Der Autor geizt nicht mit Details: verlassene Dörfer, das Wegsperren der Infizierten, Krankenstationen, auf denen nach drei Tagen alle sterben. Wahllos herumliegende Tote, die von Vogelschwärmen gefressen werden, das Verbrennen der Leichen. Eindrucksvoll die Schilderungen der Hautschwärzungen, der plötzlichen Zuckungen, der Todesgrimassen und der Hilflosigkeit. Die ins Kraut schießende Spekulationen, der Aberglaube. Dorfbewohner, die in Angelo einen Brunnenvergifter sehen und ihn lynchen wollen. Die Charaktere präzise und ohne jede Verbrämung. Extrem dichte und intensive Naturschilderungen – eine Spezialität Gionos. Die Sprachbilder vermutlich ein üppiges Fressen für alle Provencekrimis.

In Meyers Konversations-Lexikon von 1896 dann vier volle Seiten über die diversen Epidemien weltweit und Unterformen wie die Kindercholera. Robert Koch gelingt es auf einer Indien-Expedition in Kalkutta den Erreger zu isolieren, den Kommabazillus. Die Krankheit bricht immer wieder bei langen heißen Trockenphasen aus. Man kann nur die Symptome lindern – unter anderem wird eisgekühlter Champagner empfohlen. In Hamburg errichtet man die Kanalisation.

Jetzt erstmal in die Routinen finden, sich richten … SCHLAFEN …
