Frank Schott, Leipzig
Heute ein echtes Katerfrühstück.

Ich sitze mit unseren beiden Katern auf der Terrasse. Sie knabbern Grashalme und jagen Insekten, ich esse das auf dem Rückweg vom Joggen mitgebrachte Brötchen mit der Johannisbeermarmelade aus eigener Ernte. Dabei lese ich den Rest der gestrigen Lokalzeitung und ärgere mich über einseitige Berichte, mangelnde Korrekturen und schlampige Überschriften. Ein typisches Beispiel für letzteres sind Formulierungen wie „Automat von Bahn gesprengt“ (einfach mal Dampf abgelassen wegen all der Beschwerden?) oder „Freund von Toter verhaftet“ (der muss sich vielleicht erschrocken haben!)

Freitag ist frei, deswegen kann ich schon früh laufen. Insgesamt begegnen mir dreizehn Jogger. In einer der Pfützen herrscht reges tierisches Treiben – Specht, Drossel, Spatz, Ringeltaube und sogar ein Eichhörnchen hüpfen oder fliegen davon, als mich nähere.
Der Sportverein lockt heute letztmalig zu seinem Fußballcamp, aber jetzt, am Morgen, ist dort noch alles ruhig. Diese Camps sind eine gute Einnahmequelle für kleinere Vereine. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn sich mindestens zwei Trainer finden, die dafür ihren Urlaub oder die Semesterferien opfern.

Die Kirchenglocken läuten – es ist 8 Uhr. Ich bedauere die Jogger, die ständig mit Kopfhörern unterwegs sind. Ihnen entgehen nicht nur die Glocken, sondern auch alle Geräusche des Waldes – angefangen vom Zwitschern der Vögel, über das Rascheln im Unterholz bis hin zum Summen der Insekten.
