Christoph Sanders, Thalheim
Der Tag beginnt mit einer verschleierten Sonne – es fällt ein ganz sanftes, wunderbar mildes LICHT auf den Tau. Schachtelhalm und Klee für die Kaninchen. Aus dem Radio plärrt Unsinn. Reifenrollen und Motoren – das Rauschen des Alltags ist wieder da. Dann die Nachricht, dass Sly Stone tot ist – wir hörten neulich in der Asterix-Serie, die unsere Jüngste schaut, noch einen Song von ihm.

Meinem Sohn einen kurzen Abriss über die hessische Stahlindustrie gegeben. In der waldreichen Region war der Brennstoff Holzkohle günstig, durch die ergiebigen Erzvorkommen entwickelte sich früh eine Hüttenindustrie mit gefragten Produkten wie Kanaldeckeln oder Heizkesseln. Insbesondere für die Eisenhütten im Dill- und Lahntal gab es jedoch ein strukturelles Handicap: Zum einen fehlte eine leistungsfähige Bahnanbindung, zum anderen stellte die Konkurrenz in anderen Regionen bereits auf die effizientere Koksfeuerung um – die für die neuartigen Stahlöfen benötigte Kokskohle musste teuer und aufwendig aus dem Ruhrgebiet beschafft werden. Die Situation besserte sich dann etwas durch den Bau neuer Eisenbahnstrecken, langfristig war das Lahn-Dill-Revier jedoch zum Scheitern verurteilt.

Aktuell sehen wir, wie die Kostenvorteile der globalen Stahlindustrie das Zeitalter der Massen- und Großfertigung in ganz Deutschland beenden. Möglicherweise wird die Edelstahlproduktion überleben – doch selbst das ist ungewiss: Die riesigen Kohlevorkommen und subventionierten Produktionskapazitäten in China machen einen Wettbewerb nahezu unmöglich, von anderen strukturellen Faktoren ganz zu schweigen. Was bleibt, ist die Verarbeitung und Veredelung: das Schrauben- und Stiftegeschäft, Drahtzüge, Sonderformen, CNC-Bearbeitung, Beschichtungstechnik, Großkesselbau … also all das, was Know-how, Flexibilität und Spezialanwendungen verlangt.

Mit unserer jungen Ballerina nach der Ballettstunde eine gute Runde über die grünen Hügel mit ihren Jasmin- und Holundersträuchern. Später ein wunderbar gelungenes Tape von Brahms‘ „Pianoquintett op. 34“ mit Pollini und dem Quartetto Italiano. Ein ganz eigener Stil.
