Frank Schott, Leipzig

Ich war heute das dritte Mal „Flöhe hüten“. Flöhe hüten nenne ich das Training der ganz Kleinen in meinem alten Fußballverein. Ein Trainerkollege stemmte die an manchen Tagen bis zu dreißig Kinder starke Truppe die letzten Monate alleine. Die Jungs – heute auch mit zwei Mädchen – sind zwischen fünf und neun Jahren alt. In dem Alter wollen sie kurioserweise alle ins Tor, auch wenn sie nur Turniere ohne Torwart spielen.
Manche der älteren sind schon ganz abgezockt am Ball, andere stolpern fast noch darüber. Ständig haben zwei oder drei oder fünf von ihnen Unsinn im Kopf und klettern beispielsweise die Tore hoch, bewerfen sich mit Sand aus der Sprunggrube, schießen ihre kleinen Bälle in die Netze der gesperrten Großfeldtore oder ins Nirgendwo. Hinterlassen Chaos nach jedem Training. Flöhe hüten, halt.
Aber die Kids sind im Grünen. Sie bewegen sich. Sie haben Spaß. Sie übernehmen Verantwortung und bitten nach unglücklichen Fouls um Entschuldigung. So mancher Schnürsenkel muss gebunden, so manches Tränchen getrocknet und so mancher Schmerz oder Schreck weggetröstet werden.
Möchte ich wieder als Trainer anfangen?
Der Rasen weckt Erinnerungen. Epische Siege und Niederlagen mit D-, C- und B-Jugendmannschaften. Gezeter um die nie vollständig wegzukriegenden Maulwurfshügel. Das Erschrecken der Gegner, die das erste Mal ein richtiges Großfeld, groß im Sinne von lang und breit, sehen. Der Notbehelf, wenn kein Schiedsrichter antrat und Trainer das Pfeifen übernehmen.
Will ich all das wieder? Zweimal die Woche? Und jedes Wochenende ein Spiel? Ich weiß es nicht. Aber wie den Kids tut es mir gut im Grünen zu sein und mich zu bewegen. Jetzt ist der Ferien wegen erstmal Osterruhe. Da kann ich mir eine Meinung bilden.
