Christoph Sanders, Thalheim
Abendstunde. Wieder auferstanden. Fahren bis zur Erschöpfung, Essen und Baden, danach brauchte der Körper die Horizontale. Bin froh, gut und ausbelastet zurück zu sein.
Zwei Stunden mit meinem jüngsten Bruder, der neuerdings in den Diätsport geht. Er ist Tierarzt und kocht sehr gern. Das Wiedtal wäre wundervoll, wenn es nicht so verkehrsgünstig läge. Mehrfach wurden wir darauf hingewiesen, hintereinander zu fahren – von Motorrädern herab, die den ganzen Winter in der Garage standen.

Auf dem Rückweg ein riesenhafter Flohmarkt. Die größten Stände sind Neuware ungeklärter Herkunft, garantiert ohne Prüfsiegel. Viel Handwerkerzubehör, alt und neu. Low Profis, die Ramsch anbieten, der nicht einmal bei Kleinanzeigen läuft, die armen Patchworkmütter, deren Kinderzimmersachen auch keiner will. Warum wird immer ein überflüssiger Überfluss angeboten? Ein Marktwagen mit russischen Delikatessen. Drei gut besuchte Stände mit orientalischen Parfüms – da gibt es, wie in der Küche, ganz eigene Geschmacksrichtungen. Leider kaum CDs.
Müde.

Den Vormittag weiter im Ruhemodus. Die Muskeln ziehen leicht – Zeichen für ein wirkungsvolles Training. Kein Muskelkater. Immer noch Ost, Morgenfrost und dann rasch steigende Temperaturen – der Ostafrikaner stand um 8:30 Uhr im T-Shirt an der Hauptstraße. Der Sohn hat Sportprüfung und verzweifelt, da er immer noch nicht richtig fit ist. Angst um die Note im Leistungskurs. Puls unter 50. Ich nenne das okay. Kleinere Hausarbeiten: Fahrräder ausbessern, hier und da Holz imprägnieren, momentan trocknet es gut durch. Der alte Russe schiebt sein rosa Damenrad mit Einkaufstasche stoisch den Berg hinauf.

Gestern an den Wegrändern der Waldpassagen die Kornelkirsche. Ein Alleestrauch mit gelbgrünen kleinen Blüten, der gerade überall aufkommt. Die Wipfel vieler Bäume treiben farbig aus, man sieht das aus der Ferne viel besser, weil sich die Baumgruppen verdichten und staffeln – orange bis violette Säume, sehr dezent.

Arbeite gerade an der besten Bolognese seit langem: Die Zwiebeln werden in einem 83er Mosel Spätlese Riesling abgekocht, der dann fast zu Sherry wird. Findet man immer wieder beim Trödler – eine Wundertüte in Flaschenform. Dazu Tomaten, passierte Tomaten und Tomatenmark, Möhren, Auberginen, Pastinaken, Zwiebeln, ein paar Oliven, trockenen Basilikum und das gute Rinderhack, welches cross in Sonnenblumenöl anzubraten ist.

Eine letzte Runde durch die Kinderzimmer, die Bolognese hat sie alle glücklich und satt gemacht. Jetzt nur noch Schönbergs „Verklärte Nacht“. Großes Orchester, gestriger Flohmarktkauf. Viel besser als Mahler, den ich weiter einen Sentimentalisten schimpfe – sucht ein großes Gefühl und ist nicht bereit, den Eintrittspreis dafür zu zahlen.
usw.
