Frank Schott, Leipzig
Die Wege parallel vom Elsterflutbett in Leipzig sind eine beliebte Strecke für Spaziergänger, Läufer und Radfahrer, um ohne viele Straßenkreuzungen zwischen dem Norden und dem Süden der Stadt zu verkehren, oder um sich einfach zu erholen und Sport zu treiben. Auch ich laufe hier gerne, weil die Strecken eben und (da sie auf Deichen ruhen) meist trocken sind.
Gleich drei Kanuvereine nutzen den fast schnurgeraden und bis zu 35 Meter breiten Nebenarm der Weißen Elster für ihren Sport – die Kanuten der Sportgemeinschaft der Leipziger Verkehrsbetriebe, der Leipziger Kanuclub und die Wassersportler vom Sportclub Deutsche Hochschule für Körperkultur. Regelmäßig ziehen hier Nachwuchs- und Leistungssportler ihre Bahnen, von Trainern im Elektroboot oder per Fahrrad begleitet und angefeuert. In der kalten Jahreszeit haben sie das Gewässer mit Enten und Schwänen für sich allein, den Rest des Jahres teilen sie es mit elektrisch betriebenen Ausflugsbooten und den Freizeitsportlern in Ruderbooten, Kajaks oder Kanus aus diversen Bootsverleihen.
Das Flusslauf ist nicht natürlichen Ursprungs und eine optimale Trainingsstrecke. Nach einem Antrag in der Ratsversammlung prüft nun die Stadt die Renaturisierung des Gewässers – große Teile sollen verlandet und zu Inseln werden. Das wäre sicher das Aus für den Leistungssport.
Aber die Idee hat wohl noch einen weiteren Haken. Bereits jetzt müssen Teil des Elsterflutbetts gelegentlich ausgebaggert werden, weil sie versanden. Dadurch sinkt die Menge an Hochwasser, die im Ernstfall aufgenommen kann (übrigens der Hauptgrund für den Bau des Flusslaufs in den 1920er Jahren, wie der Name ElsterFLUTbett schon sagt). Mit künstlichen Inseln würde der Lauf wahrscheinlich noch schneller versanden, infolgedessen man viel häufiger baggern müsste.
Für mich ist die Diskussion ein gutes Beispiel dafür, wie vermeintlich einfache Ideen („Lasst uns den Fluss renaturisieren.“) mit komplexen Realitäten kollidieren. Denn einen Fluss, den man re-naturisieren könnte, hat es nie gegeben, nur eingedeichte Überflutungsflächen mit zeitweiligem Überschwemmungswasser.
Ich bin hier heute wieder meine 8,4-Kilometer-Strecke gelaufen – in guten 44:03 Minuten. Dabei habe ich die Rennkanuten beobachtet, bis es für sie zu dunkel wurde. Wer weiß, wie lange sie noch ihre Bahnen ziehen können.

