Christoph Sanders, Thalheim
Nachdem eine weitere Wasserwerferaktion gegen die wirklich zähe Raupenarmee zumindest Teilerfolge zeigte, zur Ballettprobe. Danach Großeinkäufe aus dem Lebensmittelmassensortiment – wer vier Kids im Vollwachstum nährt, kann bei Normaleinkommen kaum eine volle Bioversorgung betreiben, da heißt es schnell: ein paar Schuhe oder satt werden. Die Supermarktparkplätze voll, Ü50-Geschubse, drei mal hat unser Bäcker das eigene Rogggenbrot nicht da. Auch kein Kopfsalat mehr vorrätig und keine Kartoffeln aus Deutschland: die Lieferungen kommen nicht mehr in gewohntem Umfang nach. So etwas geht offenbar ganz schnell, wenn es in der Kette ruckelt.
Nach dem Einkaufsmarathon versuche ich, meine psychische Grundverfassung wiederzuerlangen: Während die Rasenmäher ihr Samstagnachmittagslied angestimmt haben, dringe ich, den kleinen Airport streifend, mit dem blauen Rad bis zur Stadt Koblenz vor.

Der Rheinpegel inzwischen so niedrig, dass teilweise die Durchfahrt für die Frachtschiffe eingeschränkt werden muss. Süddeutschland bekommt nun seine Waren auf dem Landweg, was wahrscheinlich zur Folge hat, dass weit und breit die Laster ausgebucht sind und mein kümmerlicher Dorf-Aldi nicht mehr ausreichend beliefert wird. Seidene Fäden. Überm Hunsrück/Rheingau weist eine Wolkenwand auf Regen hin – noch aber steht die monumentale Ruine des nie gelaufenen AKW Mülheim-Kärlich an dünnem Wasser. Im Sayntal das Wiedersehen mit einem lonely wolf auf gelber Maschine, auf den ich vor Jahren schon mal traf. Ich erkenne ihn an der Haltung und seinem gleichmäßigen Tritt. Und so fahren wir in zehn Metern Abstand unter einer günstig stehenden Sonne an den Kühen vorbei.
Zu Hause alles in bester Ordnung, die Girls haben aufgeräumt und die Wäsche gemacht. Es besteht also Hoffnung, dass der Kampf gegen die kleinen Displays noch nicht verloren ist.
Zahnputz und Tiefschlaf.
