Frank Schott, Leipzig
Nach der großen Tour auf dem Elberadweg hieß es Abschied nehmen von meinem treuen Fahrrad. Als Jobrad war es nur geleast – mit dem letzten Arbeitstag endete auch der Mietvertrag. All meine Verhandlungsversuche, es privat zu übernehmen, scheiterten an den entscheidungsunfreudigen Automaten des Kundenservice. Mein Argument, dass der Restwert, den sie ansetzen würden, höher sei als der aktuelle Neupreis des gleichen Modells, verfing nicht. Also ging das Rad zurück an die Leasingfirma. Diese muss nun die Transportkosten, die Inspektionskosten und den Wertverlust tragen. Alles nur, um die Regeln einzuhalten, anstatt mir mit zehn, zwanzig Prozent Nachlass auf den Restbuchwert entgegenzukommen.

Mit meinem alten, reaktivierten Rad zu fahren, macht keinen Spaß, also war ich zuletzt ausschließlich joggen, jeden zweiten Tag so um die 10 Kilometer. Das dient vielleicht auch schon der Vorbereitung auf den im Oktober in Leipzig stattfindenden Halbmarathon, mit dem ich liebäugele. Heute werden es am Ende 13,5 km in 1:11 h.

Mein Weg führt mich in Kreisen und Schleifen durch den Park am Elsterflutbett. Einzige Vorgabe an mich selbst: Ich will keine Straßen überqueren. So komme ich dreimal am Zelt vorbei, welches das Wandertheater Compagnie Pas de Deux seit Mitte der Woche auf einer Wiese aufgeschlagen hat.

Die Fontäne auf der Anton-Bruckner-Allee, die mitten durch den Park verläuft, zaubert in der tiefstehenden Sonne einen Vorhang aus Wasser und Licht, der vom Wind mal in die eine, mal in die andere Richtung geweht wird. Fast alle Sommerblüten sind verwelkt. Nun versorgen die Pflanzen des Herbstes die Bienen mit Nektar. Auch die Wälder verändern sich. Die Bäume verlieren die ersten gelb und braun gefärbten Blätter, die einen Teppich auf den Wegen bilden. Aus den Pfützen der vergangenen Tage riecht es modrig.

Der Herbst hält Einzug nach einem typischen Sommer, der warme und kühle, sonnige und verregnete Tage mit sich gebracht hat. Kein „Jahrhundertdürresommer“, wie es seitens der Klimatologen im April hysterisch aus den Gazetten geheult hatte – einfach nur ein Sommer.

