Christoph Sanders, Thalheim
Angenehm mildes Morgenlicht. Im Hintergrund piept das Müllauto. Druckreifes DLF-Interview mit einem vernünftig klingenden Politiker, dessen Partei um den Wiedereinzug in den Bundestag bangen muss: „Sozialer Friede ist eine Garantie und keine Wohltat.“ Toni Morrison beschreibt packend, was es bedeutet, keine Sicherheit zu kennen. Jeder kann Freund, kann Feind sein. Die Presbyterianer missbilligen die Papisten, die Indianer werden als Heiden, denen das Himmelstor versperrt ist, verachtet, sie alles hassen „die Afrikaner“. Wo so viel und zufällig gestorben wird (Pocken, Fleckfieber), ist das Jenseits mit all seinen Fragen immer nahe. Solche Bücher sind wichtig, auch um das heutige Amerika (Vereinigte Staaten) zu verstehen. Nehme ich einen beliebigen Mittelgewichts-Roman wie z.B. „The 158-Pound Marriage“ von John Updike, so sind das zwar gute Beschreibungen, die sich jedoch nur auf ein winziges Feld beziehen: weiß, urban und akademisch. Da geht es dann um Kaufentscheidungen, um Optionen und die Unfähigkeit, damit umzugehen – nicht ums bloße Überleben.

Ruhiges Wetter über Null, Blaugrauvariationen, die Farben kommen ganz langsam durch. Gutes, herbes Training am Berg mit 7 Kilo im Rucksack. Hab neue Pfirsichmarmelade für den Joghurt mitgebracht – so holst du den Sommer ins Haus. Die Bohnen und Champignons wurden samt und sonders vertilgt, bei der Leber lässt man mir den alleinigen Vortritt. Jetzt Mendelssohn vom großartige Oktett um den Tschechen Josef Suk (1929-2011): das lebt und schwebt, ich kann es so oft abspielen, wie ich will: nichts verschleißt … Im Gegensatz zur letzten Hyazinthe, die nun allmählich ihren Duft verströmt hat.
