Christoph Sanders, Thalheim
Bei leichter, nördlicher Strömung hatten wir eine angenehme Nacht. Gerade lüftet das Haus durch. Da der Wind gleich von West neue Hitze bringen wird, schließe ich die Fenster wieder. Dann schnell zur Post. Die Trompetenblumen sind da.

Eine sehr schöne Montagsrunde bei leicht windigen, staubtrockenen 29°. Auf den Feldern hat die Ernte hat begonnen. Unterwegs helfe ich einem Sammler von Mercedes-S-Klassen, ein Cabriolet in die Ecke zu schieben. Ein Transporter aus Chemnitz wartet schon aufs nächste Modell. Das ein Faxgerät hat. Sowas war in den Neunzigern auf Wunsch Teil des „Business-Pakets“. Irre Parallelwelten … Bei Netto ist der gute Apfelsaft ausverkauft. Die Zuckerplörre steht noch tonnenweise herum: diverse Nektare, Schwippschwapp, Fakesäfte. Zitrone mit Minze ist billiger und ergibt eine fantastische Schorle.

Die Nacht auf Dienstag wunderbar frisch und trocken, dadurch keine Mücken. Bei Hitze vermehren die sich in der Dachrinne und dringen ins Haus ein. Gattin und Finanzfacharbeiter-Sohn machen sich auf ihren Rädern auf den Weg – er mit einem Klapprad und einer Art Halskrause, in der sich ein Airbag für den Kopf befindet. Eine Kappe gegen die Sonne hielte ich für sinnvoller. Der Abi-Sohn acht Tage mit Kumpels auf Kreta, die Töchter in der Beschäftigungstherapie – die letzten vierzehn Schultage Allotria, vorher wurden noch drei Klassenarbeiten in eine Woche gepresst. Verstehe das, wer will.

Schön heiß mit Quellwolken – die Wärme gefällt mir sogar auf dem Rad, da ist immer genug Luft. Scheint ein gutes Grasjahr zu sein.
Durch die Hitze entwickeln Wilderdbeeren ein besonders intensives Aroma. Solche Sorten bekommt man nicht im Supermarkt – nur die hellen, aufgespritzten, die kaum Geschmack haben. Die hessischen Selberpflückhöfe klagen zunehmend über Naschdiebe in großem Stil – ab und an sehe ich die niedergetrampelten Zäune. Wohl ein Preis, den man zahlen muss, wenn man auf Saisonarbeitskräfte verzichtet, weil auch diese mittlerweile den Mindestlohn für sich reklamieren …

Ich hatte am Nachmittag gerade einen 28-mm-Mantel auf das neue Hinterrad gezogen, und die gefetteten Konen justiert, als plötzlich ein neongelber Punkt über den Boden wandert. Zuerst denke ich, dass da eine Ameise ein Plastikpistolengeschoss in ihr Nest zieht. Doch die „Ameise“ hat Flügel und entpuppt sich als Raubfliege, die eine Kleinstpinne traktiert. Als ich mich nähere, lässt sie von ihrem reglosen Opfer ab, so dass ich es in Ruhe betrachten kann – was für wunderliche Farben! Gleich daneben liegt eine Taubenfeder – und nicht nur die, so dass mein Kind sogleich ausrief: Das Ei ist aus dem dürren Nest geplumpst!
Höchsttemperatur 34° – die Felder gilben im Stundentakt.
