Christoph Sanders, Thalheim

Wir lesen diesmal: Der Zug um 8:30 Uhr fällt wegen Signalarbeiten aus. Und wieder 40 Kilometer Autofahrt über die schöne weite Welt. So bekommt der große Sohn immerhin Fahrpraxis. Sonnige minus 6, der Wetterwechsel lässt auf sich warten. Der Ostwind bläst mit stetigem Druck – es ist recht frisch.
Gegen 8:50 Uhr im SWR eine Sendung über Künstliche Intelligenz und den Einsatz von Robotern. Es wurde völlig bedenkenlos über Möglichkeiten in der Pflege gesprochen, wo der Roboter dann von KI kontrolliert wird, damit ihm im Umgang mit Hilflosen keine Fehler unterlaufen. Die deutschen Entwickler sehr stolz auf ihre schöne neue Welt.
Mozarts große Symphonien (die Linzer!) eingtroffen. Habe die Luxus-Wahl zwischen Suitner mit den Dresdnern und Muti mit den Wienern. Die Wiener manchmal etwas lyrischer, die Dresdner spritziger, das ist Real vs. Barcelona. Die Aufnahmen erstklassig – man braucht halt geschulte Tonmeister, ein Top-Orchester und eine bewährte „Tonhalle“. Dem Postmann ist diese trockene Sonnenkälte lieber als das graufeuchte der letzten Woche. Mir auch.
In den hohen Birken der Nachbarn leuchtete plötzlich der Dompfaff auf und näherte sich bis an den Pflaumenbaum. Das passiert nur ca. einmal im Winter. Der wunderschöne Kontrast von tiefschwarz und intensivem Rosarot an diesem Tier. Doll.

Oben auf dem Rist habe ich meine Flachstrecke fast verdoppelt. Ein anspruchsvolles Training, das aufgegangen ist. Die letzte Partie wird mit schwerem Gang gefahren, die vorigen in kleinen, die ich heftig und ohne Pausen durchkurbele. Der runde Tritt ist eine komplexe Sache, das darf man gern sagen. Eine Art Micromanagement der Muskeln: Es können immer wieder verschiedene Partien belastet werden, mal wird mehr gezogen, mal mehr gedrückt und geschoben. Es ist ein völliger Irrtum, zu glauben, Radrennfahrer säßen in einer Postion und träten stur im Takt – nach zehn Minuten würden sie völlig verkrampfen; von außen sieht man es kaum, im Sattel spürt man es dagegen umso mehr. Herrlich müde Muskeln nachher.
Abendstimmung mit ersten Wolken, möglicherweise kommt nun die Westströmung – es kann gern wieder wärmer werden. Die Kaninchen sind im Stall, dieser doppelt mit Autoscheibensilberfolie isoliert. Alle Kinder satt. Nun bettwärts. Da ich lieber den eigentlichen Sound, die Worte im Original wollte, hatte ich mir Morrisons Buch jetzt auf Angloamerikanisch bestellt. Null Probleme, den Sätzen der ersten Seiten zu folgen, im Deutschen musste ich zum Teil dreimal lesen, so verunglückt waren da Satzstellungen.
