Helko Reschitzki, Moabit

Am Freitag wie üblich als allererster Tagesgruß das Zwitschern der Hofamsel, der Rest im Haus noch ruhig – es ist halb 5. Inhalieren, Kurzdusche, Müsli mit Joghurt, Nüssen, Rosinen und einem Apfel, Teeaufguss, mit dem zweiten wird die Thermosflasche befüllt. Ich mache mich auf den Weg zum Schlachtensee. Auf dem S-Bahnhof Westkreuz ragt aus einem Speedo-Rucksack ein Bein – ich lese es als weiblich und künstlich. Das Wetter wie zuletzt kühl, mit Schauern und ziemlich böig. Auf dem Wasser sammelt ein mir gut bekanntes Haubentaucherpärchen die vom Wind gelösten Schilfblätter und Baumzweige und verbaut diese in seinem anscheinend nie fertig werdenden Nest. Während die Blässhühner Wellenberg- und Talbahn fahren, fliegen die Schwalben hart unsere Schwimmerköpfe an – man kann sich hundertprozentig darauf verlassen, dass sie kurz vor einem möglichen Aufprall in jedesmal vollkommen überraschenden Volten die Richtung wechseln (so wie das Fledermäuse auch tun). Ist die Lufttemperatur einstellig, hab ich die Bucht meist für mich. Das Wasser dieser Tage um die 17 Grad und somit für mein Empfinden genau richtig – lieber warmschwimmen als warm schwimmen.

Einen Tag später trinken sich am Westkreuz Arminia-Fans voller Vorfreude Richtung Olympiastadion, wo ihre Mannschaft später das Pokalfinale gegen den VfB verlieren wird. Ein Polizeitrupp plaudert entspannt über Fitnessstudios – es sind keine Randale zu erwarten.

Am Sonntag geh dann auch ich zum Fußball – der SC Union 06 spielt gegen den 1. Traber FC Mariendorf. Zu meiner Freude treffe ich am Spielfeldrand nach langer Zeit mal wieder einen alten Fußballbuddie von mir. Mit dem sah ich schon so manche Partie; er geht auf die 90 zu und kennt wirklich jeden Spieler, Trainer, Linienrichter, Platzwart und Grashalm quer durch die berliner Ligen, da partizipiere ich gern. Im fiesen Starkregen führt Moabit nach herrausragendem Spiel zur Halbzeit 3:0, kommt dann aber durch unkluge Auswechslungen und taktische Neupositionierungen aus dem Fluss und kassiert so zwei Gegentore. Die letzten 25 Minuten (inklusive Nachspielzeit) werden zur Zitterpartie – mit Ach und Krach hält man das 3:2 und die drei Punkte fest. Union punktgleich mit dem FC Amed, der dank der um vier Treffer besseren Tordifferenz auf einem Aufstiegsplatz steht. Noch drei Spieltage, am letzten Union auswärts gegen Amed – es bleibt spannend …
… genau wie meine Serie, wo es Drunter und Drüber geht, seit aus dem Nichts ein Raumschiff voller tiefgefrorener Strafgefangener auftauchte, die dann irgendein Trottel aufgetaut hat. Nun kann wohl nur noch das sich ebenso urplötzlich durch die Handlung fightende Nachtblut-Mädchen den kümmerlichen Menschheitsrest retten …
Hit der Woche: Graham Waterhouses „Chieftain’s salute“, gespielt vom English Chamber Orchestra und dem Endymion Ensemble mit Graham Waller an der Highland Bagpie – Dudelsack trifft kleines Orchester. Das hab ich so auch noch nie gehört. Großartig!
