Christoph Sanders, Thalheim
Die Kaltfront kommt am Donnerstag gegen 4 Uhr. Windstöße und anschließende Schauer, um fünf ist alles durch. Um 6:15 Uhr chauffiere ich einen Finanzarbeiter und eine Schülerabordnung zu Bahn und Reisebus. Auf dem vierspurigen Zubringer liefern sich die Kleinlaster, Pritschen und Leasingfahrzeuge ein gischtsprühendes Rennen. Sie sind die Vorhut der Fahrzeugkette, die in den nächsten beiden Stunden anschwellen aber nicht mehr abreißen wird. Um 8 Uhr beginnt in Frankfurt ein Videomeeting, bei dem die Gegenseite nervös darauf achtet, dass es keine Verbindung in den öffentlichen Raum gibt, während giggelnde, deodorierte und geföhnte Teenies auf ihrem Weg nach Straßburg gerade die Snacktaschen öffnen. Als ich von der Fahrt zurückkehre, übernimmt Pastellblau den Himmel. Die letzten Regenschwaden und Nebelfetzen verziehen sich nach Ost. Die Vögel sind erheblich lauter als gestern um diese Zeit, satt duftet unser Garten. Der Frühstückstisch ist bereits gedeckt.
Am Abend in bester Stimmung zur Abifeier des Sohnes. Ich habe ihm eine Krawatte gebunden – so etwas wird die KI wohl nicht so schnell übernehmen. Ich trage ein amerikanisch gestreiftes Hemd mit der Inschrift Dealmaker. Unsere Caritas hat einen guten Lieferanten.

Nach dem gestrigen überschönen Sommerabend mit seinen leichten Wolkenbänken und dem hellwarmen Grün ein grauer Tagesbeginn. Der Oleander kurz vor der Blüte. Zum Mittag Lachs mit Wildreis und einem Hauch Zitronendill. (Immer mit Weißwein ablöschen!) Dazu Sibelius‘ Violinkonzert. Die Supermarktparkplätze sind wieder voll – das frische Geld ist da! Die Watschelpaare um die 40 stehen an den Selbstscankassen, die Omis zählen weiterhin ihre Pfennige ab. Die Ladys vollzählig aus Straßburg zurück, der Abi-Sohn schläft noch …
