Frank Schott, Leipzig
Das nachmittägliche Sonnenlicht ist verlockend. Ich beschließe, mit meinem neuen Gravelbike eine Runde um die Leipziger Seen zu drehen. Nach dem geleasten Jobrad, ein Bulls Daily Grinder 2, das ich zurückgeben musste, fahre ich jetzt ein Bulls Daily Grinder 3. Da die aktuelle Version des BDG 2 nur mechanische Scheibenbremsen hat, entschied ich mich für das BDG 3 mit den hydraulischen.
Warum erwähne ich das so ausführlich? Nach nicht einmal 500 Metern muss ich auf meinem Fahrradstreifen brutal in die Eisen gehen, weil ein Autofahrer Mist baut. Statt sich wie alle anderen in der Warteschlange vor der Ampel einzureihen, hatte er spontan beschlossen, über den Radstreifen in die Nebenstraße abzubiegen. Obwohl er sogar den Blinker setzte, war der Bremsweg für mich extrem kurz. Im letzten Moment kam ich mit quietschenden Reifen zum Stehen – fluchend, aber unversehrt. Seit dem Radunfall vor zweieinhalb Jahren lege ich höchsten Wert auf gute Bremsen.

Der Rest der Fahrt verläuft entspannt. Zwar gibt es das übliche Spektakel am Cospudener See, wo sich Spaziergänger, Doppel- oder Viermanntretmobile, Skater, Gelegenheitsbiker (meist zu zweit nebeneinander) und Rennradfahrer beim Überholen nerven – durch vorausschauendes Verlangsamen und Beschleunigen komme ich aber gut voran. Weiter geht es über Gaschwitz zum Markkleeberger See. Dort ist es noch ruhiger – kaum Verkehr, kaum Spaziergänger.

Richtig angenehm wird es am Störmtaler See, wo mir fast nur noch Rennrad-, Gravelbike- und einige wenige e-Bike-Fahrer begegnen. Das Licht ist atemberaubend. Heute mal keine Vögel in Ufernähe, aber jede Menge Segel in der Ferne. Das neue Rad hat im Gegensatz zum alten nicht mehr sechzehn, sondern elf Gänge. Es fährt sich gut damit. Geeignetes Terrain und keinen Gegenwind vorausgesetzt, schaffe ich es trotz Schutzblechen, Gepäckträgern und Leuchten auf über 40 km/h. Diese Geschwindigkeiten sind rauschhaft – doch die Euphorie hält meist nicht lange, da mich immer wieder leichte Anstiege und gelegentliche Steigungen mit bis zu 11% ausbremsen.

Nach meiner Runde um den Störmthaler See bin ich zurück am Markkleeberger See, wo ich für eine kurze Trinkpause an einer Kuhherde stoppe. Zurück gehts über das AGRA-Gelände, Connewitz und die Südvorstadt. Als ich nach einer Ampel beschleunige, höre ich hinter mir zwei Rennräder. Mich packt der Ehrgeiz: Überholen lassen will ich mich nicht. Am nächsten Stopp stehen sie dann freilich neben mir. „Sie sind ganz schön schnell unterwegs“, sagt die eine Fahrerin mit Respekt. Ich erinnere mich, dass mein Bike mit Licht und Schutzblech von hinten eher wie ein Tourenrad aussieht. Ich grinse: „Schnell zu fahren, macht einfach mehr Spaß.“ An der nächsten Ampelkreuzung warten wir wieder gemeinsam. Sie wünschen mir noch eine gute Fahrt und biegen links ab, ich muss geradeaus weiter.
Der Ausflug hat Spaß gemacht. 57,5 Kilometer waren es am Ende. Solange das Wetter es zulässt, sollte ich das wiederholen.
