Christoph Sanders, Thalheim

Wochenstart mit dem Cellokonzert von Schostakowitsch an einem trüben, eingeregneten Morgen. Die frische Brise ist fort. Später passe ich meinen Radflüsterer ab – die Stadt, in der er lebt, ist sehr klein; ich kenne seine Wege. Er ist der Mensch im Landkreis, der die meisten Laufräder für Racer gebaut hat. Seit ungefähr drei Jahren bezieht er eine minimale Rente und bessert diese ab und an etwas auf. Er liest die Speichen meiner letzten Neuerwerbung, die einen merklichen Höhenschlag aufweist. Während das Laufrad auf dem Zentrierständer kreist und seine Schildkröte Freiübungen mit einem falschen Goldbarren macht bzw. vor einem Spiegel schattenboxt, übermittle ich ihm die neuesten Nachrichten aus seinem, sich rapide verändernden Gewerbe. Wir vergleichen die aktuellen technischen Entwicklungen mit der von ihm und mir bevorzugten Handarbeit. Nach zwanzig Minuten ist er fertig. So ein angenehmer Mensch.

Wieder zuhause. Das Bruchholz muss in ofengerechte Stücke geteilt werden. Meine Verbrennersäge erledigt in fünf Minuten, wofür ein geübter Holzarbeiter mit der Handsäge eine halbe Stunde benötigt. Nun können die Scheite lufttrocknen. Bei guter Witterung brauchen die Pflaumen bis zur Ernte noch mindestens eine Woche. Auf den unreifen Äpfeln tummeln sich bereits Wespenscharen – da darf man nicht mit der Wimper zucken. Bolognese mit Reis, roter Beete und Staudensellerie, und zum Nachtisch eine Nektarine – Halbzeitpause.

Am Nachmittag die Proberunde mit dem gerichteten Hinterrad – die Speichen müssen sich erst einmal setzen. Jetzt bleibt hoffentlich alles stabil. Hat man Fehler zu spät korrigiert, gibt es in der Felge einen Memory-Effekt – sie „will“ zurück in die alte Position. Ist halt keine Neuware.
Den Filius zum Zug gebracht – die Freunde und die Freundin warten.
