Christoph Sanders, Thalheim
Der Tag grau und trüb, Hochnebel bei leichtem Frost. Die Orte über 300 Meter können so über Wochen sonnenfrei eingepackt sein, meist aber läßt sich die „mittlere“ Wolkenhöhe sehr schön an der alten Bebauung verfolgen. Die reicht immer knapp unter den Wetterdeckel. Dort liegt jetzt das Territorium der Windräder und Antennen. Die Starengruppe zum Morgentreff im Pflaumenbaum, sonst wenig Regung.

Abends mit den Kindern im Deutschlandfunk einen beklemmenden Kriegsblog gehört. Eine junge deutsche Ärztin als Freiwillige im Donbass. Vor einem Jahr bei der Bergung Verwundeter von einer Granate getötet. Sehr mutig und ambivalent, zwischen Naivität und Aufopferungswillen für eine „gute Sache“. Hat nie einen Kriegsfilm gesehen, nichts gelesen und ist dann direkt von den Frontdörfern in die Hölle der Erdstellungen, ohne Starlink läuft dort nichts. Sie entwickelt Schuldkomplexe, weil andere sterben – sehr aufwühlend, meine Kinder waren ganz still.
Nach dem Kartoffel-Blumenkohl-Auflauf und gutem Quark wird allmählich Bettschwere erreicht. Zum drittten Mal heute Dvořáks Violinkonzert. Die Ärztin hörte im Graben eine Bach-Partita – ihre Kriegshymne.
