Frank Schott, Leipzig

Tag 2. Um 8 Uhr verlasse ich Riesa, Ziel ist Lutherstadt Wittenberg. Zunächst geht es links der Elbe Richtung Torgau. Vor Belgern ist der Radweg gesperrt, die Ausweichfahrt über die Dörfer verlängert die Strecke um 7 bis 8 Kilometer. Bei Torgau zieht sich der Himmel zu, es wird windig. Neben einer grasenden Kuhherde steigt ein Pärchen auf einen Damm und sucht die Elbe. Sie werden nicht fündig.

Plötzlich geht es auch hier nicht weiter. Der Navi rät mir nach links auf die Bundesstraße zu fahren. Die hat leider keine Radwege – aber was bleibt mir übrig. Die Dörfer, die ich passiere, sind eine Mischung aus verfallen und schick. Irgendwann kommt wieder die Sonne raus.

Der letzte Apfel hat nur kurz vorgehalten. Ich bin auch schon wieder durstig. Aber hier ist alles tot. Gasthäuser: geschlossen. Bäcker: stillgelegt. Einkaufsmärkte: Ruinen mit zerstörter Außenwerbung. Schließlich sehe ich in einem Dorf zwei Verkaufswagen: Backwaren und Fleisch. Beide bieten keine Getränke an, nicht einmal Kaffee. Sie versorgen die immobilen Alten mit Brot, Gebäck, Fleisch und Wurst.

Kurz vor Wittenberg dann ein Supermarkt, der noch in Betrieb ist. Ich bekomme endlich etwas zu trinken. Über Schleichwege gelange ich auf die Elbebrücke; kurz nach 14 Uhr bin ich in der Lutherstadt.

Die heutige Etappe stand im Zeichen der Tiere: Die erwähnten Kühe, ein paar Ziegen. Immer wieder kreuzten Katzen meinen Weg – eine war so winzig, dass ich im ersten Moment glaubte, mich verguckt zu haben und bremse. Ich sehe das Kätzchen zur Mutter zurück laufen – ihr Frühstück lockt. Neben Meisen oder Schwalben kreisten ab und an Raubvögel über mir. Größte Überraschung: eine Straußenfarm.

Beim Schlendern durch die Innentadt lese ich, dass am Abend in der Stadtkirche St. Marien ein Konzert mit einem gregorianischen Chor stattfindet. Ich beschließe, hinzugehen. Vorher gibt es noch ein deftiges Abendessen – und danach werde ich müde ins Bett fallen.

