Frank Schott, Leipzig

Die Gegend rund um das Schloss Fleesensee sieht ein wenig aus wie Hobbingen im Auenland: Sanft gewellte Hügel, kleine Fähnchen im Wind, alles ist einladend grün – aber statt Gandalf auf seinem Pferdekarren sind hier Golfer mit ihren kleinen Elektrowägelchen unterwegs. Schilder warnen: Zutritt verboten. Lebensgefahr!

In Gefahr sind natürlich nur wir Zaungäste. Man solle vor Golfbällen auf der Hut sein. Wobei: Wie warnen sich die Golfer eigentlich gegenseitig vor herumfliegenden Bällen? Gilt rechts vor links? Oder wer zuerst kommt, mahlt zuerst? Rufen sie lauthals „Bahne frei, Kartoffelbrei?“ Fragen über Fragen.

Fraglos viel ist hier geregelt. Nachdem ich bewusst auf das häufig wiederkehrende Hinweisschild an den verschiedenen Plätzen achte, entdecke ich plötzlich überall Verbote und Gebote. Ohne aktiv gesucht zu haben, stoße ich schnell auf vierzehn verschiedene Anweisungen, welchen sich Anwohner und Gäste zu unterwerfen hätten. Da wundert man sich, dass Gott bei Moses mit nur zehn Geboten auskam.

Immerhin bieten die Schilder und Tafeln eine gewisse Vielfalt: Einige sind illustriert, andere schlicht im nüchternen Beamtendeutsch gehalten, manche wiederum gereimt – ob es da eine Arbeitsgruppe gab, die Knittelverse kreieren musste? Mitunter sind die Texte mit einem Augenzwinkern formuliert, meist aber bierernst: Tu dies nicht, tu das nicht. Geh hier nicht lang. Lass die Weidetiere in Ruh. Fass das nicht an. Respektiere die Natur und das Privateigentum.



Wobei man ja feststellen muss, dass sich immer mehr Menschen gedankenlos – um nicht zu sagen verantwortungslos – benehmen, gerade im Wald und gegenüber Tieren. Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass die oft schlecht erzogenen Hunde angeleint werden, man nur ausgewiesene Wege betritt und offenes Feuer vermeidet. Das Füttern der Nutztiere ist eine weitere Unsitte. Vielleicht hilft so ein Schild am Ende doch, um das eine oder andere Fehlverhalten zu verhindern. Meine persönlichen Favoriten waren übrigens: Gib Acht auf die Kätzchen! sowie Hör nicht auf Google!

Aufgefallen ist mir außerdem, dass die Schilder nur der Witterung, nicht aber dem in Großstädten alltäglichen Vandalismus zum Opfer fallen – keine mutwilligen Zerstörungen, kein Beschmieren mit Tags und Sprüchen, kein Zukleben mit Stickern. Da hebt sich die Provinz wohltuend von Leipzig ab, wo einige Verkehrsschilder vor lauter Aufklebern nicht mehr zu erkennen sind.

Ach ja, nur der Vollständigkeit halber erwähnt: Diverse Schilder zur Regelung des ruhenden und fließenden Verkehrs gibt es in einem so kleinen Örtchen wie Göhren-Lebbin auch reichlich.
Deutschland, ein Schildermärchen.

