Frank Schott, Leipzig
Ausflug nach Ivenack. Dort stehen die Ivenacker Eichen, die ältesten Eichen Deutschlands, möglicherweise die ältesten in ganz Europa. Vom Fleesensee ist das Örtchen eine Stunde mit dem Auto entfernt.

Bereits die Romantiker oder der mecklenburgische Heimatdichter Fritz Reuter waren von den mächtigen Bäumen entzückt. Was diese Riesen wohl alles im Laufe ihres Lebens gesehen haben … Wobei – was sollen sie schon gesehen haben, hier im tiefsten Mecklenburg?

Zumindest einmal muss aber richtig was los gewesen sein: Einer Überlieferung zufolge sollen Napoleons Truppen während der Besetzung Mecklenburgs von einem adeligen Gestüt in Ivenack den berühmten Deckhengst Herodot beschlagnahmt haben. Es heißt, der französische Kaiser selbst habe den stattlichen Apfelschimmel eine Zeit lang geritten – bis schließlich General Blücher die Rückgabe veranlasste. Wenn die alten Bäume heute miteinander flüstern, mögen sie sich vielleicht fragen, ob das edle Pferd noch lebt.

Die älteste Eiche, Methusalem genannt, soll über eintausend Jahre alt sein. Sie ist 35,50 Meter hoch, hat am Stamm einen Durchmesser von 3,49 Metern und einen Umfang von 10,96 Metern.

Im 75 Hektar großen Park kann man freilaufendes Dammwild und in einem abgezäunten Areal Konik-Wildpferde beobachten. Auch von einer Streuobstwiese war die Rede – ob damit ironisch auf die riesigen und zahlreichen Haufen von Pferdeäpfeln angespielt wird, habe ich nicht in Erfahrung bringen können.

Ebenfalls sehenswert ist der Baumwipfelpfad, der zwischen Eichen, Erlen und Buchen hindurchführt. Von dort oben hat man einen guten Blick auf den Ivenacker See und das Schloss. Am Ende haben wir sehr viele alte Eichen gesehen, darunter auch – verglichen mit Methusalem – einige Jungspunde von gerade mal 600 bis 800 Jahren. Und die sahen teilweise gerupfter aus als der große alte Mann des Waldes.
