Maria Leonhard, Spornitz
Ich wache mit Kopfweh auf und ein unerklärlicher Seelenschmerz lastet auf mir. Ist es die kranke Freundin oder sind es die toten Mandarinenten, über die ich gestern etwas las, oder, oder, oder …
Pico, unser Hund, unterbricht meine Gedanken. Er will mit mir draußen spielen. Okay. Er würde doch keine Ruhe geben. Beim Toben mit ihm wird meine Seele wieder ein bisschen lichter. Dann, per Anruf, eine spontane Einladung zum Frühstück bei Freunden.

Eine Baustelle stoppt meine Fahrt. Vier Arbeiter aus Magdeburg stehen mit drei großen Autos neben unserem Bahnübergang. Weil dort demnächst Gleisbauarbeiten durchgeführt werden sollen, errichten sie um das Überlaufbecken einen Froschschutzzaun. Wenn die Schienenerneuerung beendet ist, kommen sie wieder, um den Zaun abzubauen. Man darf über die Kosten, die der Steuerzahler trägt, nicht nachdenken, sagt einer der Arbeiter. Und manchmal, fügt er hinzu, sind nicht mal Frösche da.

Beim Frühstück blicken wir auf einen riesigen, idyllischen Garten. Die eine Freundin erzählt etwas Kompliziertes über Teflongiftstoffe, mit denen sie auf Arbeit zu tun hat; die andere sagt, dass die Russen nun kurz vor dem Einmarsch stehen. Aus der großen Politik gibt es derzeit wohl so gar nichts Positives zu berichten – aber auf die habe ich sowieso keinen Einfluss! Mir ist viel wichtiger, wie ich Brot ohne Zusatzstoffe backen kann, wo es wirklich gutes Getreide gibt und wie man das richtig lagert. Wir sprechen dann zum Glück noch über die aktuellen Phasen des Mondkalenders und vieles andere mehr, das unser Leben ausmacht und uns alle miteinander verbindet.

Nachmittags will mein Mann mit Pico in den Wald fahren. Ich möchte ihm schnell ein paar Wasserflaschen für die kleine Ulme befüllen, die wir vor ein paar Tagen eingesetzt haben. Die Plastikflaschen sind alle voll, also nehme ich welche aus Glas. Mein Mann, der Jäger, sagt: Glas gehört nicht in den Wald! Ich antworte: Aber das Bäumchen! Bitte, bitte, bitte. Nachdem er die Flaschen bruchsicher verstaut hat, macht er sich auf den Weg. Später sendet er mir ein Foto: Der Ulme ist ein neues Blatt gewachsen! Mein Herz hüpft vor Freude. Der Seelenschmerz ist nun verschwunden.

