Christoph Sanders, Thalheim
Was am Dienstag wichtig ist: Swing Kitchen ist insolvent. Hertha hat ein gelbes Trikot. Atari spaltete in den 80ern die Computerwelt. KI soll keine Kriege führen. So die Zeitungsschau. Was wirklich wichtig ist: Es regnet, ist windstill und der Kindergarten hat wieder geöffnet. Mit dem Rad Besorgungen, wobei Tiefkühlschränke zu verweigern sind. Damit befinde ich mich zeitlebens in einer Minderheit. Die unverfälschte Realität des Kassenbandes: Nestlé-Dreck, Streichfett, Aufbackzeug. Überall blüht der blaue Hibiskus. Ich habe nun meine Traumbrombeerhecke gefunden. Nabokovs Einleitung zu Dickens ist genau mein Fall! Ulf Poschardt bei Hielscher gut, wenn er über den Urknall redet; der pseudo-objektive Habitus der DLF-Moderatoren perfekt getroffen. Bei der Ungleichheitserregung bin ich allerdings raus, auch ist er viel zu stark auf Klischees und Äußerlichkeiten fixiert. Er sollte sich mal morgens um 7 mit seinem Ferrari auf der A3 in den Stau einreihen … Gegen Abend kommt Wind auf – vermutlich der südliche Rand des atlantischen Sturmtiefs, das in Schottland für Stromausfälle gesorgt hat. Unsere Büsche sind jetzt alle beschnitten.

Am Mittwoch Arbeit am Wolfsburg-Text – entweder befindet sich dort das Auge im Zentrum des Hurrikans oder es ist der Ort, wo bereits jetzt die deutschen Gesellschaftsprobleme der nächsten zwanzig Jahre sichtbar sind. Wir träumen von der Altmark, müssen aber Wolfsburg verändern. Ein sommerlich angenehmer Augusttag: leicht bewölkt, Schräglicht, reifender Hafer. Ich komme mit dem Rennrad endlich wieder mühelos über die Hügel – da war zuletzt irgendetwas im System. Beim Trödler erkläre ich einer Kundin die Kaffeemühle mit Kegelmahlwerk. Sie kauft sie. Ich nehme das Feinstmechanik- und LP-Reinigungsmittel Isopropanol mit und ein Körperthermometer für die Grippesaison. Die Graffiti-Wagons aus Italien stehen weiterhin unter meiner persönlichen Beobachtung.

