Christoph Sanders, Thalheim
Von der ersten längeren Fahrt des Jahres zurück; als ich mich mitsamt Rad durch blödsinnige Bauzäune wuchten musste, habe ich mir eine Rückenzerrung geholt; mit Wärmesalbe und Ruhe dürfen sich die Muskeln nun langsam regenerieren.
Zunächst ging es 50 Kilometer gegen den Wind - zum Glück gibt es Wälder! Dann 20 km seitlich am Rhein gekreuzt und schließlich 40 abenteuerliche km durchs Lahntal, in dem gleichzeitig mehrere Straßen repariert wurden. Und drei Bahnbrücken, unter anderem auf der strategisch wichtigen Linie von Gießen zum Rhein. Da schaut der vorbildliche Verkehrswender blöde aus der Wäsche - ein ganzes Jahr sind die Trassen nicht nutzbar. ("Das Jahrzehnt des Bauens hat Fahrt aufgenommen. Mehr als 800 Neubau- und Instandhaltungsmaßnahmen im Schienennetz Rhein-Main!")
Der Rheinpegel ist gestiegen und die Lahn strömt weiter eifrig zu, weshalb plötzlich etliche Radwege ersatzlos gesperrt und sogar die Umleitunghinweise wieder durchgestrichen waren. Absurd. Aber es fuhren eh nur 2 bis 3 Personen Rad auf 100 km.
Ein Lichtblick dann in der ehemals vollbeschäftigten Kleinstadt Bendorf, wo ich unweit der vor Kurzem geschlossenen Sparkassenverwaltung in der Bücherverschenktelefonzelle eine Ausgabe der "Strahlungen" fand und gleich in der Tankstelle eine irre Stelle über Bunker aufschlug. Neben mir saß ein Mitarbeiter eines Paketdienstes und sah pausenlos Shorties auf seinem Smartphone: Feuerwehrvideos und Hochzeiten von Feuerwehrleuten ... Bilder aus einem n-ten Paralleluniversum, das Papierzeitungen 2025 weiter Richtung Gruft schicken wird.
Bin trotz Zerrung über meinen Ausflug sehr zufrieden, auch wenn es zum Ende hin kulinarisch und kalorisch noch knapp wurde - den Tankstellen gehen Baguettes und Brühwürste aus, es ist halt blöd, wenn der lokale Metzger schon lange vor der Sparkasse die Rollos runterließ.

