Frank Schott, Leipzig
Der Morgen ist kalt und grau. Aus den Wolken fällt ein Landregen. Kein flüchtiger Schauer, ein echter Landregen. Gleichmäßig und stetig wie die Bewässerungsanlage in einem Gewächshaus. Sofort fühle ich mich klamm.
Noch im April hatten die Wetterhysteriker vor einem Dürresommer gewarnt. Und jetzt laufe ich bei 13 Grad meine Runde und werde nass. Mir geht ein Kommentar durch den Kopf, den ich kürzlich las: Wir hätten aktuell zwar eine Nettohitze von 22 Grad, die Bruttohitze läge jedoch bei 42. Die Differenz zwischen Brutto und Netto seien die Steuern, Entgelte und Abgaben, die man in Deutschland auch als Wetter bestreiten müsse. Da bliebe am Ende halt nicht viel übrig.

Ich überlege kurz, ob ich den Lauf abbreche – ein Knie bereitet Probleme. Ich versuche es gemäß dem dummen Spruch, Schmerz sei Schwäche, die den Körper verlasse, und laufe weiter. Und in der Tat: Nach wenigen hundert Metern sind die Beschwerden passé. Dennoch beschränke ich mich auf eine kleine Runde in moderatem Tempo.
Die Radwege sind fast leer, obwohl wir mitten im Berufsverkehr sind. Die Schönwetterfahrer, wie ich sie nenne, sind heute auf das Auto oder den ÖPNV umgestiegen. Nur die Allwetterradler ziehen, in wasserabweisende Ponchos gehüllt, eisern ihrer Wege.

Durch den Regendunst verströmt das Bankensemble am Inselteich eine Stimmung zwischen Herbst und Spätwinter. Das schlägt aufs Gemüt. Nur das Grün der Blätter passt nicht. Es ist üppig und satt – ohne irgendein Anzeichen von Hitze- oder Dürrestress. Wovon auch.

Heute Abend steht Fußballtraining auf dem Programm. Ich habe mich entschieden, vorerst als Montagstrainer weiterzumachen. Ich werde aber keine eigene Mannschaft übernehmen, da ich diese am Wochenende zu Spielen oder Turnieren begleiten müsste. So eine Verantwortung will ich momentan nicht auf mich nehmen. Aber auf das Training freu ich mich schon sehr – jetzt, wo die Ferien zuende gehen, kommen wieder viele Jungs. Und bei einer Altersgruppe von fünf bis neun Jahren, mit ganz unterschiedlichen konditionellen und technischen Voraussetzungen, ist jede helfende Hand willkommen.
