Frank Schott, Leipzig
Seltsam ist es, im Regen zu laufen. Ich sah die dunklen Wolken zwar von Südwesten her aufziehen, hoffte aber, rechtzeitig mit meiner Runde fertig zu sein. Daraus wurde nichts. Nach der Hälfte der Strecke öffnete der Himmel die Schleusen.

Radfahrer flüchteten unter die Bäume, ebenso Mütter, die ihre Kleinkinder im Kasten des Lastenrads vor sich sitzen hatten. Haben die Verschläge, die grundsätzlich oben offen sind, eigentlich einen Abfluss? Oder laufen sie wie Badewannen voll und drohen Kinder zu ertränken? Was für Fragen einem im Regen kommen.

Ein Paar setzte das Nordic Walking genauso unerschrocken fort, wie ich meinen Lauf. Ein Mann, deutlich älter als ich, gab ebenfalls nicht klein bei und lief weiter.

Eine Frau zog eine Plane über einen kleinen Wagen, in dem drei Kinder sitzen – eine Tagesmutter mit ihren Schützlingen. Die sieht man nicht mehr allzu oft. Noch Anfang der 2010er Jahre bildeten sie und ihre Kolleginnen das Rückgrat der Kinderbetreuung in Leipzig – glücklich, wer eine fand, die Krippenplätze waren rar. Mit maximal fünf Kindern boten sie zudem einen besseren Betreuungsschlüssel als Kitas. Aber ja, wenn die Tagesmutter mal krank war, hatten die Eltern ein Problem. Woran man sich im Regen so alles erinnert.

Meine Runde ist fast vorbei. Der Regen hat aufgehört. Nachdem ich im Wald über die größeren Pfützen gesprungen war, latsche ich auf dem Bürgersteig mitten rein. Nun sind die Schuhe doch nass.
Total verdreckt komme ich zuhause an. Der Lauf war überraschend angenehm. Wenig Menschen, nur das Rauschen des Wassers in den Blättern, das schmatzende Klatschen der Schuhe auf dem Waldweg, der Rhythmus meines lauten Atems.
