Maria Leonhard, Spornitz
Mein Enkelchen schläft. Möge sie sich gesund schlafen, bitte ich im Stillen. Trübe Kinderaugen drücken auf meine Seele.
Nun schnell den Abwasch und ein bisschen Haushalt erledigen …
Helles Sonnenlicht lässt meine Augen zur Terrassentür wandern. Im Gras entdecke ich etwas Kleines, Braunes. Neugierig geworden, gehe ich langsam an die Tür. Es ist ein Spatz. Ganz still sitzt er da und sonnt sich. Die im Wind schaukelnden Halme verdecken ihn fast. Vorsichtig trete ich noch etwas näher an die Tür und sehe fünf weitere Spatzen, die Grassamen, Spitzwegerichsamen und an den Kleeblättern picken, die vom vielen Regen besonders saftig sind.
Rund um die Sandkiste ist das Gras hoch. Lange hat dort niemand mehr gespielt. Jetzt verschwinden darin zwei der Vögel und nur ich weiß, dass sie dort sind. Weitere Sperlinge kommen hinzu. Sie entdecken das Bergbohnenkraut und tauchen in den mit unzähligen Blüten und Blättern bewachsenen Stengeln unter. Ich stehe ganz still und erfreue mich an dem Treiben auf der kleinen Wiese. Am starken Schaukeln kann man erkennen, wie sich das Leben darin tummelt.

Ein Spatz landet auf meiner selbstgetöpferten, neu aufgehängten Vogeltränke. Es sieht putzig aus, wie er trinkt.
Meine Freundin Netti hatte mich neulich ziemlich spontan zu einer Töpferstunde ins „Kunstpöttchen“ nach Matzlow eingeladen. Dort war eine ganz besondere Stimmung. Iris, die Keramikerin, muss man einfach mögen. Nach dem Töpfern saßen sie, Netti, ein paar andere und ich noch bei Kaffee und frisch gebackenem Kuchen auf ihrer Terrasse. Um uns herum, liebevoll dekoriert, zwischen Blumen und Sträuchen, die Arbeiten der Gastgeberin, die in den tollsten Farben leuchteten. Meine Enkelin würde hier sehr viel zu entdecken haben.
Die Erinnerung an diesen Nachmittag lässt mich lächeln.

Andere Spatzen hüpfen durch den Lavendel, den zu dieser Zeit viele Insekten umfliegen. Ob sie diese auch fangen, geht es mir durch den Kopf.* Am Ende zähle ich zwölf Sperlinge und denke, wie gut, dass das Mähen bei uns keine so große Priorität hat.
Urplötzlich fliegen die Spatzen auf und verschwinden aufgeregt zwitschernd in der angrenzenden Hecke. Nachbars Kater ist auf die Wiese gesprungen! Und von dort in die Hecke. Aber heute muss er mit dem Futter aus dem Supermarkt vorlieb nehmen, denn die Vögel sind sofort verschwunden. Und der Kater geht nun auch.
Draußen ist es wieder still.
Ach ja, der Abwasch …
Auf dem Weg zur Küche denke ich: Was für eine schöne, kleine Auszeit!

* Die Antwort ist Nein, denn später lese ich, dass die Spatzen nur ihre Jungen mit tierischer Nahrung füttern.
