René Schwettge, Lehnitz
Spätlicht. Gehn wir also die grosse Runde. Emma hält mindestens mit, drängt zum beinahe Jogging. Ganz dünne Wolkendecke und die Sonne macht auf Spätsommer. Oder liegts an meiner Wahrnehmung? Klar, wir sind im letzten Tagesdrittel und Emma und ich nicht gerade jugendfrisch. Auch seh ich zwischen Bäumen Spinnennetz. Aber 1 Kreuzspinne macht noch keinen Altweibersommer.
Auf den Ameisenstrassen ist die Hölle los. Einige Stellen sind schon richtig ausgetreten. Vierundzwanzigsieben denk ich und frag mich, ob Ameisen nicht schlafen gehen, wenns dunkelt. Emma ist guter Dinge und räumt die Wunderbäume fast im Vorbeigehen ab. Durch den märkischen Waldsand schieben sich Himbeertriebe ans Licht. Waldwachtelweizen säumt hübsch und freundlich den Weg. Kein Mensch weit und breit. S-Bahn zuckelt vorbei.

Wir kommen grad ausm Urlaub. Unter anderem aus der Lüneburger Heide. Haben dort die Schmidts in Bargfeld besucht, also Alice und Arno. An einem Tag, regnerisch und nicht kalt. Hätte dem Dichter gefallen, denk ich. Nicht unser Besuch – das Wetter. Emma durfte nicht ins Haus, aber dafür hat sie in den Garten gekackt und ich hab damit geliebäugelt ihr ne Bauchbinde mit dieser Heldentat zu basteln. Scheissen tun wa alle, aber vors Arbeitszimmerfenster von Arno Schmidt …? Vor der kleinen Veranda stehen immer Schüsselchen mit Wasser und Trockenfutter für die Katzen der Gegend. Testamentarisch von Frau Schmidt verfügt. Ein schrift- und schmuckloser Findling markiert die Grabstätte.
Soweit sind wir noch nicht. Also weiter im Text.
