Christoph Sanders, Thalheim

Seit Sonntag kühles atlantisches Wetter. Möge es bitte ein Weilchen so bleiben, ich mag das so. Der Garten ist eine feuchte grüne Wand. Die Trompetenblume in voller Pracht. Die bei den Amseln beliebten Früchte der Eberesche verfärben sich bereits – normalerweise sind die erst im August soweit. Die kultivierte Sorbus aucuparia lässt sich von der Wilform gut durch ihre hellere Beerenfarbe unterschieden. Sie ist äußerst vitaminreich, die enthaltende Parasorbinsäure nur in großen Mengen schädlich. In meinem „Urania Naturführer“ wird sie auch als Vogelbeere bezeichnet (im „Kosmos“ jedoch nicht) und als „typisch für Lehmböden und felsige Standorte im Hochgebirge“ beschrieben – womit unser Garten kaum gemeint sein kann.

Während die Teenies ihr Nichtstun kultivieren, geht es für mich mit der silbernen Gazelle in die kleine Stadt, zuvor werden noch die Wünsche für das Mittagessen (à la carte) eingesammelt. Ab 14 Uhr die Übertragung der 4. Etappe der Tour de France von Amiens nach Rouen. Dank der phänomenalen Qualität der Aufnahmen von France Télévisions sieht man jedes Dorf en détail, wird so zum Beifahrer. Man kann den Stream anhalten, vor- und zurückspringen – ein Traum! Pogačar gewinnt den Sprint mit einer Radlänge Vorsprung.

Der Sohn ist hochzufrieden vom Abi-Urlaub mit Kumpels aus Kreta zurückgekehrt und die Juniora müde und glücklich vom Reiterhof – die zickenden Gleichaltrigen ihrer Schule sind vergessen. Für die französische Austauschschülerin gings heute via FRA-Airport wieder nach hause. Wie Girlanden schwebten die Flugzeuge ein und aus. Bei Air Serbia eine lange Schlange. In der Wandelhalle von Terminal 2, der in seiner Bogenkonstruktion an einen primitiveren Bahnhof erinnert, hängt ein riesiger grasartiger Teppich. Vielleicht soll das ja den Grünen Fußabdruck symbolisieren. Jet Fuel ist unsichtbar – die Farbe des Himmels bleibt Azur. Alles ist sauber, denn das Bild ist sauber. Kognitive Dissonanzen in der Umweltzone Frankfurt/Main.

Ein wunderschöner, milder Tag. Arbeite mit dem Sohn ein wenig im Garten. Erdbeeren schrumpfen zu Trockenfrüchten. Kohlweißlinge schwärmen am Lavendel aus. Evenepoel gewinnt das Zeitfahren.
