Christoph Sanders, Thalheim
Der Mittwoch heiß und heißer, Maximaltemperatur bei uns 34° am Nachmittag. Mit dem Rad also piano. Wundervolle Luft auf der alten, von Bäumen gerahmten Bahntraße. Zinnoberrote Schmetterlinge. Bevor die Kaltfront Regen bringt, wird hier jetzt eilig Heu gemacht.

Auf dem Weg zum Geigenunterricht werden später in Limburg sogar 38,4° angezeigt. Das massenhafte Fällen von Alleebäumen unter fadenscheinigen Vorwänden rächt sich in einer Kessellage doppelt. Wohl denen, die noch Platanen haben. Absurd: Bäume werden von vielen gehasst, weil deren Laub die „sauberen“ Wege „verschmutzt“.
Im Funk heute nur Hitze- und Klima-Wording. Ich habe noch nie so oft hintereinander das Wort Asphalt gehört. Absolut alles in diesen Reportagen wird auf die Folgen der bösen hohen Temperaturen geschoben. Das kann man sich dann gruselnd im klimatisierten Auto auf dem Weg zum klimatisierten Supermarkt oder zum klimatisierten Urlaubsflieger anhören. Aber egal, was gesagt wird, ändern wird sich sowieso nichts, da ja die, die wirklich unter der Hitze leiden, keinerlei Lobby besitzen: die Alten, die Kranken, die Armen …

Während der Siesta sehe ich das Interview von Bastian Barucker mit dem Lungenfacharzt Dr. Voshaar. Endlich mal jemand, der ruhig und sehr glaubwürdig die Coronageschichte aus seiner selbst erlebten Kliniksicht erzählt. Sein Vorteil: Er hat kein politisches, sondern ein rein medizinisches Anliegen, redet dort also nicht um Fördermittel oder Wählerstimmen. Bei vielen anderen (v.a. mit Reichweite) muss man sich ja fragen, welche Interessen da tatsächlich im Spiel sind.
Abends lieg ich über eine Stunde unterm Spülabfluss. Fahrradlampe, Speiche, Pinsel und viel Essigreiniger helfen, den schwarzen Schlick zu entfernen und das Wasser wieder zum Ablaufen zu bringen.
