Christoph Sanders, Thalheim

Frühmorgens die Weide nach den feinen Netzen der Zebraspinne abgesucht, aber nur zwei ganz andere Gespinste entdeckt. Der Trompetenblumenbaum hockt in den Startlöchern, die Esskastanien entfalten ihre Blüten, die Rosen haben den Rhododendron abgelöst und die Johannisbeeren gerade ihre große Zeit. Die Quitte ist ohne Befall, wird es in diesem Jahr also packen. Im Tulpenbaum brüten wieder Türkentauben. Seit Tagen schleicht nah an der Hecke eine Norwegische Wildkatze entlang – zum Glück für die Hasen ist sie scheu und verschwindet eilig beim Anblick eines Fremden. Alle um 6:30 Uhr aus dem Haus, nur der Sohn muss sich noch entfalten.

Radrunde über den Höhenzug. Kaum etwas wirkt so ernüchternd wie die Fahrt in ein Ballungsgebiet zur Pendlerzeit, noch potenziert durch das Betreten eines Discounters fünf Tage vorm Monatsersten. Wohlhabendere Urlaubspaare vergewissern sich im Radladen, ob ihre E-Bikes in Schuss sind. Das Gesicht eines Fahrradgeschäfts alten Typs hat sich sehr verändert – mit Modellen ohne Antrieb wird kaum noch Geld verdient. Eine sommerliche Radhose kostet beinahe 300 Euro, Schuhe dito. Man könnte das Problem nun auf sehr vielen Ebenen betrachten – oder liest Tschechows „Schwestern“, wo man in den Salons über die Arbeit redet, wie die Blinden von der Farbe …

Am Nachmittag schwül bei 27 Grad. Die vor ein paar Wochen vom Sturm entwurzelten Buchen werden jetzt von einer landeseigenen Forstgesellschaft verwertet. Die Themen in der aktuellen Ausgabe des „Wochenblatts für Landwirtschaft“: positiver Geschäftsbericht von Westfleisch; die zunehmende Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest – die deutschen Versicherungen hatten noch nie so hohe Schadenssummen wegen Tierkrankheiten zu leisten (ca. 96 Millionen Euro); Kartellamt stoppt eine Tönniesfusion. Das Frühjahr war etwas zu warm – der Brotweizen steht aber stabil, ebenso das Gemüse, wobei der Bioanteil hierzulande nur 15,3% beträgt. Usw.
