Christoph Sanders, Thalheim
Um die null Grad, 2 cm Neuschnee, der sich im Niesel verdünnt. Der Wind ließ nach, die feine, nächtliche Puderzuckerschicht auf den Hausdächern bald verschwunden. Helligkeit nimmt spürbar zu, besonders gegen Abend. Unauffällig hüpfen Meisen mit ihrem Ruf durch die Büsche.

Gestern ganz wunderbar Bachs Cellosuiten mit Fournier von 1960. Lob der Digitalisierung, der Ton steht im Raum, der Cellist ist DA. Die erste Einspielung war noch ein Projekt über Jahre – man kann das alles eigentlich nicht am Stück spielen, in Blöcken arbeiten ist besser. Gerade für uns Hausmusiker – wie sagte die Jüngste zu meiner zunehmenden Verzweiflung: Papa, lass es, es ist wie bei mir wenn ich irgendwas in Mathe nicht kapiere: dann kann ich es immer und immer wieder lesen, es geht nicht mehr. Am nächsten Tag verstehe ich plötzlich alles sofort.
So wie ich auch sofort das typische Aroma der Aachener Printen verstehe: Es ist das sogenannte Süßholz, was tatsächlich ein wilder Strauch ist. Im Baskenland hatten sie gerade frisch die Wegränder gemäht und ich kam einen kleine grünen Pass herunter – der Duft geht wie osmotisch durch den Körper. Ein paar Tage später stand ich in einer kleinen Takstelle bei Bayonne, die Süßholzstäbe zum Kauen verkaufte – eine Entwöhnungstechnik für Raucher. Wir kennen das Aroma vermutlich nur noch künstlich im Lakritz oder eben im Weihnachtsgebäck.
Warten auf die Hyazinthe, dann ist Epiphanias.
