Helko Reschitzki, Moabit

Samstag, Sonntag, Montag: schwül, schwül, leichte Abkühlung dank zunehmender Bewölkung. Selten ein Schauerchen, keine Gewitter. Am Schlachtensee ein allseitiges Gedeihen des Vogelnachwuchses – der Entwicklungsstand variiert je nach Schlupfzeitpunkt und Art.

Konnte in meiner Bucht aus allernächster Nähe (1,5 bis 2 Meter) die Haubentaucher beobachten: Drei Küken, die täglich dazulernen – momentan Schwimmen. Plus die Alten, die sich die Arbeit teilen: Während einer die Kleinen auf dem Rücken trägt, fängt der andere Fischchen und verfüttert diese sogleich – pro Kind ein Fisch. Ein Aufgabenwechsel wird dadurch angezeigt, dass man sich einfach die Küken vom Leib schüttelt. Die versuchen dann sofort eine neue Rumpfraufkletter- und Hackordnung zu etablieren. Wird eine Gefahr vermutet (Plumpsen im Schilf) macht ein Elternteil Alarmgeräusche und checkt aufmerksam die Umgebung. Sollten die Kids gerade im Wasser sein, verstecken sie sich schnell hinter einem Elternkörper (man bleibt generell in deren Nähe). Besser als jeder Actionfilm.

Am Samstag ein bizarres Intermezzo durch einen urplötzlich in der Bucht auftauchenden Taucher, der sich erst im allerletzten Moment auf die Flossen stellt, auf diesen wortlos an Land schlurft und dort etwas hinlegt, das für mich nicht wirklich zu identifizieren ist – man stelle sich Sigourney Weaver in „Alien“ auf einem Fahrradsattel aus Tierknochen vor, so in etwa. In dem Gebilde bewegt sich sogar noch etwas. Sehr klein, wurmartig – da lasse ich besser die Finger davon (man schaut ja all diese Filme nicht von ungefähr!) So schnell der Froschmann an Land kam, verschwindet er wieder im Wasser.

Am Montag sehe ich dann noch etwas, das ich vorher nie gesehen hatte: Eine Ente, die in sechs, sieben Metern Höhe auf einem Baum sitzt. Keine Ahnung, was das Stockentenweibchen da auf der Eiche will – vielleicht sich einfach mal nen Überblick verschaffen. All diese Beobachtungen geschehen beiläufig, ohne einen ornithologischen Willen. Wenn man täglich zur ungefähr gleichen Zeit am selben Ort ist, fallen einem aus den Augen-, Ohren-, und Nasenwinkeln auch kleinste Veränderungen auf: Farbtupfer im Monochromen, seltsame Bewegungen, Laute und Rascheln an sonst stillen Stellen, Gerüche … oft nicht einmal klar zu benennen … periphere Wahrnehmung … Wie sagte mal meine Schwägerin: Wer losgeht, wird belohnt. Genau.

Treffe am Montag zufällig auf einen Mann der Firma, die sich um die Wellblechklocontainer am See kümmert. Ein Schwarzafrikaner, der gerade seinen Hundefänger auspackt und kein Wort Deutsch oder Englisch versteht. Also spiele ich ihm meine Frage, ob es drinnen eine Spülung gibt, oder ich nur zu blöd bin, den Knopf zu finden, kurzerhand vor. Er amüsiert sich prächtig. Und nein, das sind Klos ohne Wasserspülung, einmal am Tag macht er die hier sauber.

