Christoph Sanders, Thalheim

Milder Tag, Westströmung, atlantisch feucht. Vor dem Regen mäht der Sohn noch eine strategische Schneise in den Hintergarten. So können wir den wuchernden Cotoneaster eindämmen, der sich zu einer üppigen Wand entwickelt hat. Traurig dürr der Buchshalbkreis, die Pfingstrosen in der Spätblüte.

Für den nächsen Törn das Hinterrad getauscht – zwei Zähne mehr sind manchmal sehr hilfreich. Bei der Aktion die Linsenhutmutter der Ausfallendenschraube verloren. 3 x 20 Minuten vergeblich das Pflaster abgesucht … in dessen Ritzen sich unglaublich viel tut: Asselarten, es gibt sogar ganz kleine hellbunte. Kleinstameisen, die irgendwas irgendwohin schleppen. Eine Erdbiene, die mehr gräbt als umhersummt. Bei einem Rundumblick blitzt mir aus einem Meter plötzlich die kleine Mutter entgegen – völlig andere Richtung, Zufall.

Die Kolonnen mit dem Glasfaserkabelbohrer kommen voran. Sind um 19 Uhr noch bei der Sache. Hören erst auf, wenn der Netto schließt oder das Tageslicht fort ist. Ein Tankwagen versorgt die Maschine mit Spülwasser für den Kabeltunnel.
Hassan, der tunesische Trödler an der Ecke, hat mir ein rotes „Ciao“ Mofa angeboten. Wer auch immer von uns das Ding fahren wird – morgen werde ich schwach.

Nachdem Toni Morrisons „Jazz“ etwas an Luft verloren hatte, kommt die Story nun wieder in Fahrt: Starke Rückblenden in den Süden – die riesige Distanz zu den Weißen, der unglaubliche Riss, der dieses Land der Freien spaltet. Wie leicht dagegen wir es heute haben, wie vergleichsweise wenige Glaswände unsere Leben durchziehen …
